Brigitte Macron soll kein eigenes Budget als „première dame“ erhalten, fordern über 190.00 Unterzeichnende einer Online-Petition, zwei Sicherheitskräfte müssen genügen und zwei bis fünf AssistentInnen, um Bittbriefe zu beantworten, immerhin sei Sparen angesagt.

Die Unterschriftenzahl beeindruckt mich nicht. Im Internet sind Aufrufe schnell unterstützt, der Text spricht einen an, und oft kommt man erst Tage später drauf, dass dahinter unausgesprochen noch ganz andere Ziele verborgen sind, als die aus der Resolution erkennbaren, das weiß ich aus leidiger eigener Erfahrung (wie z. B. bei „Weil’s um was geht“).

Auch die Zahl der SekretärInnen scheint mir ausreichend – denn sollten sie das nicht sein, wird es wohl kein Problem geben, sie aufzustocken. Ich stimme auch zu, dass Familienangehörige ohne fachliche Qualifikation nicht als PseudoexpertInnen angestellt werden sollen, um das Familienbudget zu vergrößern, wie es ja immer wieder geschieht. Hingegen meine ich, dass Familienangehörige mit entsprechender Kompetenz sehr wohl bezahlte Tätigkeiten ausüben sollen, um als WerbeträgerInnen für bestimmte Staatsanliegen präsent zu sein. Jeder Fußballstar, jeder Schauspieler darf PR machen und tut es auch – öffentlich und redlich. Was ich nicht möchte, was aber auch geschieht, ist das Nichtöffentliche und Unredliche. Lobbying finde ich beispielsweise OK, wenn es redlich ist – und redlich heißt, dass es angeredet, beredet, ausgeredet und daher öffentlich kontrolliert werden kann.

Was mich aber besonders stört, ist dieser Widerstand gerade gegen Brigitte Macron. Liegt es vielleicht an ihrem Alter, dass man sie sich nicht als geistige Botschafterin französischer Kultur vorstellen mag? Dass man sich bei solch plumpen Pseudokomplimenten wie denen von Donald Trump (Brigitte Macron sei für ihr Alter in „good shape“, video auf theguardian.com/us-news/jul/14) auf dessen Seite schlägt, statt auf die der so angepöbelten Akademikerin? Dass man sich für ihr historisches Alter „fremdschämt“, weil es so gar nicht zu ihrem präsentierten biologischen passt? Und weil für manche, die noch den Geist des 19. Jahrhunderts pflegen, eine nicht mehr fortpflanzungsfähige Frau keinen fortpflanzungsfähigen Mann als Partner haben darf (obwohl es das auch schon immer gab, denken wir nur an die früheren „Witwenbetriebe“). Und dass Frauen um Gottes Lohn „dienen“ sollen – wenn schon nicht mehr dem konkreten Mann (?), so seinem Beruf und seinem Arbeitgeber.

Wie mag es Frau Macron gehen bei solchen Diskriminierungen? Ich weiß es nicht – aber was ich weiß und gut kenne, ist die Unverfrorenheit, mit der z. B. der österreichische Staat erwartet, dass die Gattinnen von Diplomaten im Außendienst die Sprache des jeweiligen Landes erlernen, das Heimatland repräsentieren, Großeinladungen und Kulturveranstaltungen initiieren, organisieren, realisieren – und all das als quasi ehrenamtliche „mithelfende Familienangehörige“ ohne die Absicherung als Beruf samt Sozialleistungen. Ich habe etliche dieser Frauen gecoacht und aus Solidarität vor Jahren bereits in einem Interview im Standard auf diese Ungerechtigkeit hingewiesen.