Da lese ich doch am Freitag, 21. Juni 2019, im Kurier von „bekannten Nachnamen“ und Familientradition in den Reihen der Mandatare der FPÖ: die Väter Gudenus, Mölzer und Steger mit Söhnen und Tochter, die Brüder Scheuch, die Geschwister Haubner und Haider sowie Berlakowitsch und Jenewein oder Trattnig und Huber (von dem hatte ich noch nie was gehört) und zuletzt das Ehepaar Strache. Ganz klein werden – ohne Foto – die Prölls, Krainers und Haslauers auf ÖVP-Seite und auf SPÖ-Seite nur Vater Peter und Sohn Andreas Schieder samt Frau Sonja Wehsely genannt. (Dass Peter Schieders Schwester Jutta Bezirksvorsteher in Penzing war und deren Mann Gewerkschaftssekretär war offenbar nicht bekannt.)

Dabei war und ist gerade das Wiener Rathaus ein Familienbetrieb: Auch wenn Kulturstadtrat Mailath-Pokorny seit Antritt der Landesregierung Michael Ludwig nunmehr Rektor der Musik- und Kunst-Privatuniversität der Stadt Wien ist, bleibt doch seine Ehefrau Sonja Kato im Gemeinderat wie auch die Schwester von Ex-Frauenstadträtin Fraunberger und das geschiedene Ehepaar Oxonitsch und Simma, der eine Ex-Jugend-Stadtrat, die andere weiterhin Umwelt-Stadträtin. Auch im Gemeinderat sitzt Martina Feymann-Ludwig, die abgesehen von ihrer Ehe mit dem ehemaligen Bundeskanzler auch als Tochter des langjährigen Favoritner Bezirkssekretärs und Nationalratsabgeordneten Hans Ludwig und einer Bezirksratsmutter schon von Kindesbeinen an mit der fliegenden roten Fahne vertraut ist. Sie war eine hervorragende Wiener Frauen-Sekretärin – und musste ihre Karriere der des Gatten hintan stellen.

Bei Vizebürgermeisterin und später Familienministerin Fröhlich-Sandner, rot, war es der schwarze Wirtschaftskammer-Gemeinderat Pepi Fröhlich, der ihr zuliebe zurück steckte.

Und genau darum geht es: Niemand wundert sich, wenn es Musiker- oder Schauspielerfamilien gibt – man denke nur an den Schuhmann- oder den Hörbiger-Clan samt Töchtern, Enkeln, Urenkeln und Schwägern oder Familien in Gastwirts- und anderen Gewerbetraditionen – wenn man voll Liebe in einem Beruf aufgeht, steckt man seine Familie an … und bildet sie auch gleichsam aus, in die Fußstapfen zu treten. Auch bei mir ehemaliger Kommunalpolitikerin wurde und wird daheim politisiert – allerdings waren mein verstorbener Ehemann, Pressemann im Wiener Rathaus, und ich uns unicolor einig, während die grün-schwarzen Diskussionen meiner Söhne oft heftiger sind als eine Parlamentsdebatte.

Ich denke: Auch wenn Peter Kaiser seinen Sohn ins EU-Parlament hineinbringen wollte, was heftige Kritik auslöste, weil man eben nichts über dessen Qualifikation wusste – sollte man erst dann kritisieren, wenn jemand nachweislich Mist gebaut hat, und wenn er oder sie den Mist nicht wegputzt. Ich finde es unnötig und unwürdig, sich hinter ungleichen Nachnamen verstecken zu müssen, wenn man kompetent ist – nur damit alle, die Angst vor „zuviel Macht in einer Familie“ haben, möglichst zu spät darauf kommen.