Es gibt mehrere Arten von Entschuldigungen: Dazu gehören vor allem die in Österreich üblichen Präventiv-Phrasen wie „‘Tschuldigung schon, aber …“, mit denen quasi mit magischer Beschwörungsformel der Vorwurf einer Beleidigung abgewehrt werden soll.

Dann gibt es die unnötigen Rechtfertigungen, die darauf hinweisen, dass jemandem Schuldgefühle gemacht wurden – überaus beliebt als das permanente Erziehungsmittel zu gehorsamer Unterwürfigkeit (verstärkt durch zusätzliche Vergleichs-Vorwürfe z. B. mit Hinweis auf Geschwister oder andere Kinder – später die Partnerpersonen der anscheinend Erfolgreicheren – die sich dazu eignen, Reste vorhandener Selbstachtung zu untergraben).

Und dann gibt es die notwendigen Schuldeingeständnisse, wenn man tatsächlich Schuld auf sich geladen hat. Meine Klient:innen weise ich immer darauf hin, dass diese „echte“ Schuld – nämlich Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit – zu Gericht oder ins Beichtzimmer gehört, denn da braucht es Übernahme von Verantwortung und, wenn es noch geht, Wiedergutmachung. Strafe bringt jedoch keine Besserung – nur Befriedigung von Rachebedürfnissen an Stelle der schmerzlichen Trauerarbeit aller Beschädigten (Täterpersonen mitgemeint).

Schuldgefühle sind hingegen etwas anderes; sie gehören zur Bearbeitung in eine psychotherapeutische Praxis (weil dies bestimmter humanistisch-psychotherapeutischer oder tiefenpsychologischer Methoden bedarf, alles andere wäre nur Suggestion und kaum nachhaltig).

Nun hat aber die Methode des Schuldgefühle-Machens in letzter Zeit den Kreis der schwarzpädagogischen Eltern und Elternersatzpersonen (sprich hierarchisch übergeordneten Moralexpertenschaft) weit überschritten – vor allem, wenn sie geeignet ist, Konkurrent:innen zu beschädigen. Denn wenn man verlangt, dass sich jemand für eine unglückliche Formulierung entschuldigen soll, unterstellt man im gleichen Atemzug, dass er oder sie Schuld auf sich geladen hätte … eine perfide Doppelmühle: Entschuldigt man sich, gibt man Schuld zu – entschuldigt man sich nicht, bleibt die Anschuldigung unwidersprochen bestehen.

Der Volksmund sagt: Nur wer nichts tut, macht keine Fehler.

Der Feindesmund sagt: „Die ANDEREN“ machen dauernd Fehler – nur „die WIR“ machen keine. (Der langjährige Linzer Wirtschaftsprofessor und NLP-Master Walter Ötsch hat dies trefflich in seinen Büchern „Haider light“ und „Populismus für Anfänger“ vorgeführt.)

Der berühmte Schweizer Schriftsteller und Architekt Max Frisch (1911–1991) hingegen sagte: „Zu jeder Kommunikation gehört das Wohlwollen des anderen.“ Andernfalls ist es nur ein Versuch im breiten Spektrum der sozialen Mordversuche – und die sind unentschuldbar. Wir sollten uns nicht daran beteiligen.