Die ehemalige Botschafterin Eva Novotny (*1944), so konnte man am 12. Februar auf Seite 4 des Kurier sehen, hatte auf Facebook geschrieben: „Ich bin fassungslos über die Berichterstattung zur Justizdebatte in der ZiB 1. Und dann bekommt die Eiskönigin noch ein Forum beim Zentrum.“ Und darunter war eine Facebook-Meldung der ehemaligen Biochemie-Professorin Renée Schröder (*1953) abgedruckt „Bosheit sieht man“. Ja – Bosheit kann man sehen – beispielsweise in diesem 3-Worte-Satz. Von beiden Frauen hätte ich absolute Sachlichkeit erwartet – es gibt ja auch genug an der Justiz zu kritisieren (beispielsweise den dringenden Fortbildungsbedarf der Richterschaft für Sexualstrafverfahren).

Von Eva Novotny – unter Bundeskanzler Kreisky die Paradebotschafterin – hätte ich mir diplomatischen Takt erwartet, und auch Sensibilität gegenüber der Reduktion von Frauen auf ihr Äußeres, immerhin ist sie in ihrer aktiven Zeit ja auch oft kritisiert worden: wegen ihrer für eine Frau ungewöhnliche Größe und dementsprechend mangelnden Grazie. (Ich hatte sie damals als Obfrau des BSA Favoriten als Referentin eingeladen und musste sie nachher gegen die unqualifizierten Kommentare der Genossen verteidigen.)

„Eiskönigin“ – das hatten wir doch schon einmal?! Kleine Gedächtnisstütze: Bei Heide Schmidt (*1948) – solange sie der FPÖ angehörte. Kaum löste sie sich von ihrem „Erfinder“ (was für eine Interpretation!) Jörg Haider, hörte diese peinliche Kritik auf. Jetzt trifft es halt Karoline Edtstadler.

Peinlich deswegen, weil sie ins tiefste Mittelalter gehört, als Menschen mit auffallenden hellen Augen – mit dem „malocchio“, dem „bösen Blick“ – als Hexen oder Hexer verdächtigt wurden; man machte dann heimlich „die Hörner“ – eine Art umgekehrter „Wolfsgruss“, eine halb geschlossene Faust mit weggespreiztem kleinen und Zeigefinger, quasi die Teufelshörner als Abwehrzauber. In manchen bäuerlichen Gegenden im südlichsten Italien soll das  angeblich immer noch Brauch sein.

Peinlich aber auch deswegen, weil es zeigt, wie wenig physiologisches Wissen selbst hochgebildete Menschen besitzen: In den Augen – den „Spiegeln der Seele“ – zeigt sich die aktuelle Stimmungslage, sprich chemische Botenstoffausschüttung im Gehirn, und die ist eben anders, wenn man konzentriert arbeitet oder – weil heute Valentinstag ist – mit seinen Herzallerliebsten flirtet. Gilt für alle Geschlechter! (Ich vermeide bewusst das Wort „beide“.)

Ganz im Gegenteil: Ich finde es angenehm, wenn PolitikerInnen nicht künstlich auf Charme machen, um die Wählerschaft zu manipulieren. Man darf und soll auch sehen, dass sie denken – und wenn man schon die Person kritisieren will und nicht die Sache, dann bitte den so oft hasserfüllten Blick von Herbert Kickl.