Es war ein Posting der Burgenländischen grünen Landtagsabgeordneten Regina Petrik auf Facebook, durch das ich auf die mehr als befremdliche Karikatur der ehemaligen Universitätsprofessorin, Sektionschefin, Gesundheitsministerin und jetzigen SPÖ-Vorsitzenden Rendi-Wagner aus den OÖ Nachrichten als aus der Torte springendes Nummerngirl (https://m.oe24.at/oesterreich/politik/wirbel-um-sexistische-rendi-karikatur/436833455) aufmerksam wurde.

Ich postete dazu einen Satz, den ich immer wieder zitiere: „Ein Dieb sieht auch bei einem Heiligen nur die Taschen.“ Damit wollte ich die sexuell fixierte Geisteshaltung derjenigen Männer aufzeigen, die Frauen nur als Sexualobjekt oder Hausfrau wahrnehmen (wollen) – besonders ihnen an Wissen, Können und Karriere überlegene Frauen. Üblicherweise verteidigen diese Männer sich dann, sie wollten ja nur Witze machen oder mit „Satire darf alles“. Satire? Sie besteht laut Wikipedia in einer „Kunstform, mit  der Personen, Zustände oder Ereignisse kritisiert, verspottet oder angeprangert werden“ – nur gibt es an den aktuellen politischen Forderungen Rendi-Wagners wohl nichts zu verspotten. Sie sind eine Diskussionsgrundlage – und an solchen fehlt es derzeit, sowohl an Diskussion als an Grundlagen. Es soll also nur die Frau verspottet werden.

In der, die ursprüngliche paraphrasierenden Karikatur von Michael Pammesberger im Kurier (10. 7. 2020, S. 2) hingegen, glänzt Satire – sie verspottet nämlich die Zeichnung aus den OÖN, indem sie Wiens aktuell wahlkämpfenden Bürgermeister Michael Ludwig wie auch HC Strache als Überraschungspräsent, beide in Unterwäsche, aus der Torte auftauchen lässt (und sich selbst auch, von der Cobra bedroht) mit dem listigen Resümee, „am besten, Politiker zeichnen sich ihre Karikaturen selber“ (als Strichfiguren).

Mich erinnert das an den seinerzeitigen Skandal, als profil 1996 eine Fotomontage eines nackten Superkörpers mit dem Kopf von Bundeskanzler Vranitzky (der einst der österreichischen Basketball-Nationalmannschaft angehörte!) aufs Titelbild setzte (was Hubertus Czernin den Job kostete). Jaja, der männliche Körper ist (manchen Herausgebern zumindest) heilig … Der von Frauen nicht – wie auch der Erpressungsversuch an Franz Joseph I mit einer Fotofälschung der Kaiserin (https://kurier.at/kultur/geschichten-mit-geschichte/als-kaiser-franz-joseph-mit-einem-nacktfoto-von-sisi-erpresst-wurde/400639505)  zeigte.

Doch wie der Zufall so spielt, bringt Der Standard am 10.07.2020 auf Seite 12 einen Bericht „Wenn man den Augen nicht mehr trauen kann“, in dem u. a. auf die digitalen Möglichkeiten von Fotoverfälschungen hingewiesen wird – und auf die Gefahr der Verbreitung solcher Machwerke durch infame rachsüchtige Menschen.

Dies haben die türkis-grünen Spitzenpolitikerinnen bei ihrer zufällig gleichzeitigen Initiative für Strafrechtstatbestände gegen Hass im Netz (s. Kurier, 10.07.2020, S. 8) leider vergessen.