Heuer forsche ich in meinem Institut u. a. zur Friedenspädagogik im Kindergarten. Dort muss man nämlich ansetzen, wenn man die ursprüngliche Bereitschaft der Kleinsten, einander zu unterstützen, zu trösten und wertzuschätzen (vgl. Joachim Bauer, „Das kooperative Gen“!) gegen die traditionelle Fehlerziehung zu Konkurrenzkampf aufrecht erhalten will.

Dass das in einer Zeit der globalen Vernetzung, der internationalen Zusammenarbeit und damit der – Lernaufgabe! – gemeinsamen Konfliktbewältigungen die unverzichtbare Basis des Überlebens in einer ausgebeuteten Natur und atombewaffneten Gesellschaft darstellt, sollte wohl allen klar sein … und dass die heutige Durchschnittserziehung dazu nicht ausreicht, auch. Die setzt nämlich immer noch auf Verbote, Drohungen und Strafen – aber dadurch lernt niemand, wie respektvolles Zusammenleben gelingen könnte, sondern man lernt nur wieder verbieten, drohen und strafen (vgl. Alice Miller, „Am Anfang war Erziehung“).

Als ich noch meine österreichweite wöchentliche Rundfunksendung auf Ö2 gestaltete und LeserInnenbriefe zu Beziehungsproblemen beantwortete, wurde ich oft gefragt, ob ich denn überhaupt Kinder hätte. Ich antwortete darauf: Ja, aber ich bezöge mein Erfahrungswissen nicht von den „paar Selbergemachten“, sondern vor allem aus mehreren einschlägigen Ausbildungen und meiner mehrjährigen Praxis in der Arbeit mit unzähligen Kindern aller Altersstufen (in fast zehn Jahren generationenübergreifender Projektarbeit im Verein Jugendzentren der Stadt Wien).

Nicht nur in  meinen pädagogischen Ausbildungen habe ich erfahren und erprobt, wie man Kinder fördert – nämlich anders als mit der „schwarzen Pädagogik“ der Monarchie oder des Dritten Reichs (vgl. Katharina Rutschky, „Schwarze Pädagogik“) – denn mit Ausnahme weniger ReformpädagogInnen kannten unsere Eltern und Großeltern ja keine andere, und auch heute reicht allein die Tatsache, mehrere Kinder aufgezogen zu haben, nicht aus, dass diese psychisch gesunde – und damit auch friedfertige – Erwachsene werden. Das zeigen nicht nur die zunehmenden seelischen Belastungen und Störungen in unseren psychotherapeutischen Praxen sondern auch die Tauglichkeitsuntersuchungen beim Bundesheer. In einer immer „ver-rückteren“ Welt braucht es zur Salutogenese (Entwicklung leib-seelisch-geistiger Gesundheit) mehr als nur „Liebe“ (was auch immer man dahinein verpackt).

Deswegen ist es unverständlich, dass der steirische Landtag die elementarpädagogische Ausbildung „downgraden“ will. Ganz im Gegenteil – alle (!), die in Kindergärten arbeiten, brauchen sehr viel mehr Wissen, Können, vor allem aber auch Selbsterfahrung, um besonders im Konfliktfall Vorbild sein zu können – und alle, die mit Kindern zusammen leben, brauchen eigentlich auch ein wenig mehr als ihre Vorgenerationen. Eine Aufgabe für den Bildungsauftrag des staatseigenen ORF!