Zur Ethik bestimmter Berufe gehört es, eigene wie auch fremde Motive und Motivationen genau zu hinterfragen, bevor man Handlungen – dazu zählt auch was man spricht – setzt.

„Elternersatzberufe“ beispielsweise – darunter verstehe ich solche, die in Beziehungsformen großer Nähe und Abhängigkeiten ihrer „KundInnen“ arbeiten, also Ärzteschaft und andere Medizinberufe mit Körpernähe, PsychotherapeutInnen, PädagogInnen – sollten besonders auf die Einhaltung sozialer, insbesondere sexueller Grenzen achten. Im Klartext heißt das: Man kann nicht solch eine Berufsbeziehung haben und gleichzeitig SexualpartnerIn sein – oder KreditnehmerIn (sich Geld ausborgen).  Erfahrungsgemäß kommen solche Konfliktsituationen dort vor, wo die Hilfe suchende Person bereits in ihrer Vergangenheit sexuell oder finanziell ausgebeutet wurde und sich nun eine parallele Situation wiederholt („Übertragung“ bzw. „Gegenübertragung“ in der Fachsprache); das gehört in Sprache bearbeitet – nicht „ausagiert“, und dafür braucht es Supervision.

Supervision wäre aber auch dringend anzuempfehlen, wenn es um Fragen der Befangenheit geht.

Juristisch wird dabei auch auf „Nähe“ – z. B. Verwandtschaft oder Berufsverbindungen abgestellt (Befangenheit (Österreich) – Wikipedia), und logischerweise blühen dabei Vorurteile, denn nur die Tatsache, dass man demselben Familienclan angehört, besagt noch nichts über Freundschaft oder Feindschaft. Viel mehr besagt es etwas, ob man einer „Verbindung“ mit Beistandspflichten angehört – aber davon erfährt man üblicherweise erst etwas, wenn „Verräter“ sich zu Wort melden.

Leider wird das Thema „Vorurteile“ weder im Schulunterricht noch in Berufsausbildungen behandelt – dann müsste man sich nämlich auch mit dem „Unbewussten“ befassen, mit der Genese von Sympathie und Antipathie, und vor allem mit den eigenen Aggressionen. Auch nur abprüfbares Wissen vorzutragen, ist kaum ausreichend, um sich mit eigenen Befangenheiten zu konfrontieren – beispielsweise, wenn die Motivation Gewinn- oder Karrierestreben lautet – oder das Motiv Unterlegenheitsgefühle gegenüber Geschwistern oder Ehepartnern – oder politisch geschürter Hass.