Da plante doch gestern ein Verwandter hoffnungsfroh, was er alles vorhabe, wenn der „Corona-Spuk“ vorbei sei – und ich sagte sofort, das Wort „Spuk“ sei unpassend und er solle meine Wahrnehmung nicht verwirren.

Unter Spuk versteht man laut Wikipedia eine „nicht wissenschaftlich erklärbare unheimliche Erscheinung“ (Spuk (Erscheinung) – Wikipedia). Das „Phänomen“ Corona hingegen ist naturwissenschaftlich erklärbar – es ist ein biologisches Faktum. Dass es manchen Menschen „unheimlich“ vorkommt, d. h. keine „heimeligen“ Gefühle auslöst, ist deren individuelle Reaktion – und die basiert beispielsweise auf der Suggestivwirkung der Wortkombination von Corona mit Spuk, und genau deswegen kritisiere ich diese.

Viele Menschen sind der Meinung, dass Gefühlsreaktionen spontan und naturgegeben ablaufen und man ihnen daher machtlos ausgeliefert sei. Das stimmt nicht – man ist es nur solange, bis man weiß, dass eine Emotion – eine körperlich spürbare Stimmungsveränderung – erst durch die jeweilige Namensgebung zu einem „Gefühl“ wird. Dann kann man nämlich zwischen Gefühlsbezeichnungen wählen. Ich vergleiche dies gerne mit dem Würzen einer Speise: Auch hier können wir die Dosis bestimmen oder auch Gewürze austauschen oder gar weglassen und damit unsere Geschmackswahrnehmung verändern.

Im obigen Beispiel schlage ich daher vor, statt „unheimlich“ das Wort „unangenehm“ zu denken. Oder „unwillkommen“. Oder „unnötig“ … und daher das medial fremdinduzierte Wort „Spuk“ gedanklich auszumisten und durch „Lage“ oder „Maßnahmen“ oder ähnliche möglichst neutrale Worte zu ersetzen.

Das empfehle ich auch hinsichtlich der „Legende“ von der angeblichen „Angstmache“ der Regierung. So titelte etwa Christoph Reichmuth in den Salzburger Nachrichten vom 27. November, Seite 4, „Die Angstmacherei der Politiker schadet mehr, als dass sie hilft“. Ich habe unlängst einen Schauspieler gefragt, wie er „jemandem Angst machen“ darstellen würde und mit meinem bescheidenen mimischen Repertoire verglichen – Ergebnis: Beides weit entfernt von den kühl-sachlichen Informationen der Regierungsmitglieder!

Wiederum: Wir können eigenbestimmt wählen, mit welchen Gefühlen wir reagieren wollen – und wir sollten uns Gefühle nicht einreden (lassen)! Zwischen Achtsamkeit, Sorge, Befürchtung, Angst oder einer pathologischen Angststörung liegen enorme Erregungs-Quantitäten … Aber wenn jemand ganz bewusst mehr Spannung oder Anspannung in’s „fade“ Dasein bringen will, reicht meist bereits ein Krimi oder Gruselfilm.