Es gibt mehrere Arten von Angst – vor allem aber ist zwischen Realangst und sogenannter neurotischer (d. h. auf alten biographischen Nervenverbindungen beruhender) Angst zu unterscheiden. Augenblicklich fällt das vielen Menschen ziemlich schwer – wird ja überall von Angst berichtet und das hat auch gute Gründe, dennoch ist die Unterscheidung wichtig und notwendig, um die eigenen Reaktionen steuern zu können.

Nach der Bewusstseinsquadrinität nach C. G. Jung befinden sich Vernunft und Emotionen in einem komplementären Spannungsverhältnis: Je mehr Emotionen überwiegen, desto weniger kann man sachlich denken und umgekehrt, und ebenso verhält es sich mit der Körpersteuerung und der Intuition (Zukunftssicht), denn blind vor Schmerz verliert man die Zukunftsperspektive – außer man hat „gelernt“ (d. h. bereits passende Wahrnehmungs- und Handlungsnervenzellen gebildet),  die körperlichen, seelischen und geistigen Signale so in Einklang zu bringen, dass keines davon dominiert sondern alle gleich verfügbar sind.

Das zu vermitteln, sollte frühzeitiger Inhalt im Biologie-Unterricht sein und – in „Leibesübungen“ trainiert werden; deswegen finde ich auch diese Bezeichnung sinnvoller als die einschränkende „Bewegung und Sport“.

Besonders wenn äußere Gefahren – sei es nun ein Virus, ein Heer oder ein gewalttätiger Mensch – den Gleichmut der Sicherheit bedrohen, ist es wichtig, Überblick (über die Verhaltensmöglichkeiten) zu bewahren anstatt „den Kopf zu verlieren“. Ob man sich autosuggestiv beruhigende Worte zuspricht, Rituale ausführt, Helferpersonen zustrebt oder Atemübungen praktiziert – der Körper ist immer dabei quasi als stets verfügbares Instrument, er muss nur darauf „eingestimmt“ werden. Und genau deswegen ist die Körperwahrnehmung das Ein und Alles – man muss sie allerdings bewusst einsetzen, nicht erst dann, wenn sie nicht mehr übersehbar – eigentlich müsste es heißen: unüberspürbar – geworden ist.

Leider wird fast allen Menschen von klein auf das Spüren verboten. Ausgeredet. Dabei ist das „ungute Gefühl“ (d. h. eine warnende Intuition) die beste Gewaltprävention. Und ja, zur Intuition gehören auch die Phantasien und Visionen. Sie sind die Basis wissenschaftlicher Erfindungen – und leider auch kriegerischer Absichten. Aber wenn man bei der Lösung von Problemen in dem einen Bewusstseins-System nicht weiterkommt, sollte man die fehlenden Denkfühlsysteme gezielt einbeziehen.

Der Volksmund sagt: Dort wo die Angst ist, dort gehts lang. Ich ergänze: mit akzeptierender Vernunft, mit dem Gefühl des Selbst-Vertrauens auf die eigene Kreativität und in der Haltung „entspannter Anspannung“ (indem man die Atemzüge verlängert). Und das kann man schon den Kleinsten beibringen – man muss es ihnen nur vormachen.