Anna Freud ist das Verdienst zuzusprechen, ausführlich aufgezeigt zu haben, wie und auf welche Weisen wir alle unbewusst „abwehren“, was unser Bewusstsein nicht wahr-nehmen will – beispielsweise, weil wir dann mit Angstgefühlen reagieren würden und dabei unsere Selbstachtung Schaden leiden würde … Sich bewusst seiner Angst zu stellen, wäre zwar der erste Schritt zur Realitätssicht, aber dazu bräuchte es Vorbilder. Aber anstatt, dass unsere Bezugspersonen der frühen Kindheit uns sagen, „Siehst du – was du gerade erlebst ist Angst, also ein Signal, dass du jetzt aufpassen und dich schützen sollst, daher überlege einmal: Wie kannst du das am besten tun?“ und dann Möglichkeiten vorstellen, durchdenken und nach Tauglichkeit bewerten, sagen sie uns, „Du brauchst keine Angst zu haben!“ und vielleicht auch „Ich bin ja da!“ – und halten uns in Abhängigkeit.

Eine der häufigsten Abwehrformen ist die Verleugnung: Man behauptet einfach, dass etwas nicht existiert, oder nicht in einer bestimmten Form, oder nur, um einem unredlichen Zweck zu dienen – beispielsweise der Angstmache.

Genau das kann man derzeit rund um die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beobachten. Mich erinnert das an die seinerzeitigen Widerstände gegen die Gurtanlegepflicht im Auto und ganz besonders die Aufforderung zur wohlbedachten Verwendung von Kondomen.
Wohlbedacht formuliere ich deswegen, weil es hier auf das Timing ankommt: Wenn bereits alle Energie nur mehr auf den Zeugungsakt ausgerichtet ist – Geschlechtsverkehr hingegen gibt es ja in vielfältiger Weise – ist es mit dem Vernunftdenken ja zumeist vorbei … und zu diesem gehört auch der Zukunftsblick.

Das Lied „Helden“ der EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) beginnt mit: „Echte Helden pinkeln gegen den Wind – auch wenn sie dann die Begossenen sind. Echte Helden schwimmen gegen den Strom. Echte Helden brauchen kein Kondom.“ Echte Helden „brauchen“ auch keine Impfung – genauso wie sie keinen Helm „brauchen“, wenn sie Motorrad oder Fahrrad fahren … und lachen nur, wenn es heißt „Wer Hirn hat, sollte es auch schützen“. Sie meinen, Hirn schütze sich ohnedies von selbst … so wie das „starke Immunsystem“, das derzeit autosuggestiv propagiert wird.

Ich meine: Wer sich für die Stärkung des Immunsystems einsetzt, möge selbst dadurch dazu beitragen, dass diejenigen, die auf Impfungen vertrauen – oder auf andere Präventivmaßnahmen – nicht durch Widerspruch in ihren Immunkräften beeinträchtigt werden.

Gesundheitskommunikation bedeutet vor allem, anderen nicht verbal unaufgefordert „ins Revier hinein zu stoßen“ – nicht ins seelische und nicht ins geistige, denn beides verletzt das körperliche (nachzulesen bei Joachim Bauer, „Schmerzgrenze“ – oder auch in meinem neuesten Buch „Mit Recht und Seele“ – erhältlich derzeit nur bei mir.)