Gestern, Donnerstag, 27. Mai, habe ich 6 Interpretationen zum Evangelium des Matthäus 13, 31 – 14, 13 für Radio Klassik aufgenommen. Gesendet wird aber erst in der letzten Juli-Woche.

In Matthäus 13, 54 kommt Jesus in seine Vaterstadt und als er dort zu lehren und heilen beginnt, fragen manche, vermutlich aggressiv, Woher hat er denn das? Wo er doch „nur“ der Sohn des Zimmermanns ist? Und nicht, ergänze ich, der Sohn eines Edlen, Lehrers, Arztes oder Priesters? (Von dieser Bibelstelle stammt auch der Satz vom Propheten, der nichts im eigenen Land gilt.)

Bekannt?

Ich nenne das das Aschenputtel-Syndrom: Erst die Erbsen, dann die Linsen, dann die Bohnen … dann vielleicht … aber dann doch lieber noch lange nicht.

Das haben Frauen jahrhundertelang aushalten müssen, nicht studieren, nicht wählen, nicht außerhäuslich leiten und führen … außer wenn ein Mann mit ihnen sein Geld verdienen konnte (oder sich ersparte).

Von dem Schweizer Psychoanalytiker Hans Zulliger (1893–1965) stammt ein Aufsatz „Der Fluch des Pädagogen“, in dem er aufzeigte, wie ursprünglich Lehrer, Arzt, Priester und Sänger, Richter und Schlichter in der Funktion des Schamanen vereinigt waren – und dann haben sich alle diese „Berufe“ verselbständigt und „teuer gemacht“ – nur der Lehrer der kleinen Kinder ist als „lächerliche Figur“ am unteren Ende der Werteskala hängen geblieben – dabei sei er der Wichtigste. Ein Mutter-Schicksal?

Mütter wie auch Frauen mit Pflegeaufgaben üben meist all diese Funktionen aus – und viele dazu noch beruflich. Klassische Frauenberufe nennt das „die Gesellschaft“. Den Frauen das Pflegen und Dienen – den Männern das Schädigen und Herrschen?

Wenn die „Gesellschaft“ Männer als wirklich fürsorgliche Menschen will, müssen sie in „therapeutische“ Berufe („therapeuein“ heißt auf griechisch u. a. pflegen, fürsorglich behandeln und – heilen) – und das muss gefördert werden. SO geht Gewaltprävention!, und damit die Überwindung der Spaltung zwischen „manichäischen“ Gegensätzen.

 

Und für alle, die das fördern wollen, ein Hinweis:

Mehr für Care! – Aktionen am 29.05. in Wien, Graz und Salzburg

Frauen schultern die Krise – Frauen treten auf für

  • mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in Care-Berufen und Berufen zur primären Versorgung von Menschen (Pflege, Betreuung, Bildung, Handel, Reinigung, …)
  • eine gerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Sorge-Arbeit
  • eine Wirtschaft und ein Steuersystem, die qualitative Sorgearbeit zum Wohle aller sicherstellen

Aktionen im öffentlichen Raum am 29. Mai 2021

in Wien

Mariahilfer Straße 84–86, 14 Uhr
Kontakt: Heidi Ambrosch, Plattform 20.000 Frauen; ambrosch@transform-network.net, 0676/6969007

in Salzburg

Platzl (unteres Ende Linzer Gasse), 11 Uhr
Kontakt: Daniela Wallinger, Frauenrat Salzburg ; daniela.wallinger@yahoo.de, 0664/2266744

in Graz

Südtirolerplatz, 10 Uhr
Kontakt: Barbara Kasper, Grazer Frauenrat;  barbara.kasper@aon.at