Ich habe in eine Sportlerfamilie hineingeheiratet. Mein verstorbener Ehemann war zwar Journalist und PR-Fachmann, aber gelernter Turnprofessor (und halt auch Schilehrer etc.), sein älterer Bruder auch, dessen Sohn, vormals Landesmeister in einer leichtathletischen Disziplin, ist Sportwissenschaftler und in leitender Funktion einer Sportinstitution, und einer meiner Söhne ist Diplomsportlehrer (und Kameraassistent). Disziplin brauche eben Härte, um die Grenzen von gestern in Leistung von morgen zu verwandeln, das sei doch klar, höre ich da – wohl ein Motto unter Insidern. Das war auch der Grund, weshalb ich 2006 die Studie „Körper – Sport – Stress“, auch unter Berücksichtigung der Gefahren von Magersucht, nicht nur bei Frauen!, durchgeführt und als (gleichnamiges) Buch veröffentlicht habe.

Härte ist nicht zu verwechseln mit Brutalität, Sadismus und Psychoterror. Und Härte ist außerdem für pädagogische Ziele der falsche Begriff für das angedachte Phänomen – der richtige wäre Energie.

Als ich als Professorin an der Donau Universität Krems das Masterstudium PROvokativpädagogik entwickelte, baute ich ein eigenes Modul Körperarbeit ein, um den Studierenden zu erklären, wie man Vitalenergie erkennt, richtig dosiert und zur Förderung für sich selbst wie auch anderer nutzt. Und ich zeigte ihnen Methoden aus östlichen Heilweisen, mit denen man sich selbst, wie auch andere, entstressen und rasch Heilungsprozesse in Gang setzen kann. Die wissenschaftliche Literatur dazu gibt es … und auch wenn nur eine Minderheit damit vertraut ist, lohnt es sich jedenfalls, deren Erkenntnisse kritisch mit der eigenen Erfahrung in Vergleich zu setzen. Sie sollten „evidence based“ sein, bevor man sie anderen angedeihen lässt.

Logischerweise sollte dieses Wissen nicht in teuren Fortbildungslehrgängen wie an der Kremser „Universität für Weiterbildung“, sondern bereits in pädagogischen Grundstudien vermittelt werden. Und zwar für alle, die mit Kindern leistungsorientiert arbeiten. Leistungsorientierung muss mit Personzentrierung in Balance gebracht werden!

Es liegt nicht nur daran, dass bloß einige wenige Körperpsychotherapeuten das Wissen, aber keine pädagogischen Ausbildungen und auch Unterrichtserfahrungen besitzen, sondern auch daran, dass Mehrfachberuflichkeit eher Misstrauen, Konkurrenzängste oder schlichtweg Unverständnis auslöst, und: dass Energiearbeit auch religionswissenschaftliche Kenntnisse erfordert und hohes ethisches Bewusstsein (was beides ebenso vielfach mangelt).

Ich pflege all das, was ich mir in den über vierzig Jahren meiner Berufstätigkeit erarbeitet habe, daher auch in den Supervisionen, die ich gebe, dort, wo es passt, zusätzlich zu vermitteln – als wesentlichen Baustein zur Gewaltprävention. Ich denke, die Lehrenden an der Ballettakademie könnten diese Ansätze gut gebrauchen. Gewalt ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern unnötig. Es gibt andere, bessere Methoden – man kann sich selbst disziplinieren, wenn man die „Techniken“ (vom griechischen techné, Kunst!) kennt – aber auch den Unterschied zwischen (psychischer) Entmutigung und (physischer) Erschöpfung als Warnsignal zum Innehalten.