Im Nachhinein ist man immer klüger als zuvor, sagt der Volksmund. Bei dem jüngsten Schul-Massaker von Parkland / Florida waren es einige schon vorher – wie sich zeigte, als der Name des 19jährigen Massenmörders bekannt wurde.

Aber etwas Bedrohliches wissen, vielleicht sogar Zukünftiges ahnen, ist eines – dazu eine Umgangsmethode zu kennen und halbwegs beherrschen, ist etwas ganz anderes.

Die meisten Menschen suggerieren sich Hoffnung, dass „eh schon nix passieren“ wird, oder Zuversicht, dass schon irgendwer etwas machen wird, damit nichts passiert. Das sind Selbstberuhigungen aus der frühen Kindheit, wenn Eltern oder andere Bezugspersonen die Kleinen trösten, „Es kann dir nichts geschehen – ich bin ja da und pass auf dich auf“. Zum Erwachsensein gehört hingegen die Erkenntnis – ich zitiere die zweite Strophe des Liedes der Sozialistischen Internationale  – „Es rettet uns kein höh‘res Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun — Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“ Konkret bedeutet das: Wir alle müssen selbst wachsam aber auch achtsam sein – begonnen bei den elektronischen Geräten daheim, die explodieren können, im Straßenverkehr, wo immer ein Unfall geschehen kann, vor allem aber auch im zwischenmenschlichen Verkehr, der auch nicht vor „Explosionen“ und Unfällen gefeit ist.

Amokläufe an Schulen sind gut erforscht. (Ich habe das Thema bereits 2009 in meinem Buch „Feindbild Lehrer?“, aaptos Verlag, Auslieferung Dr. Hain, grundlegend behandelt!) Die Anzeichen sind bekannt. Nur die einzig richtigen Umgangsformen wollen nicht zur Kenntnis genommen werden, denn die bestehen in Achtsamkeit, Einfühlung und Respekt. Das hat schon der – international berühmte, im eigenen Land nur Fachleuten bekannte – österreichische Erzieher (und erste nicht-ärztliche Psychoanalytiker) August Aichhorn (1878–1949) betont: Nur geduldige (weil langdauernd nötige!) Zuwendung und Wertschätzung der Person (nicht aber des Verhaltens) können Verpanzerungen und Hass zum Erweichen bringen! Suspendierungen, Isolierungen, Strafen hingegen sind kontraproduktiv und verstärken nur die meist jahrzehntelang aufgestaute Verbitterung (auch die der Erziehenden, denn kaum jemand hat tatsächlich eine dem nötigen Stoizismus entsprechende Ausbildung!)

Leider glauben noch immer viele – sogar diejenigen, die sich für Experten im Umgang mit schwierigen Jugendlichen halten – es gäbe „Methoden“ oder gar „Tricks“, wie man diese „Outlaws“ erfolgreich „behandeln“ kann. Aber genau dieses „Behandeln“, egal ob es als beispielsweise sogenannte Schemapädagogik / Schematherapie oder Festhaltetherapie „schematisiert“ oder standardisiert wird, vermeidet eine „menschliche“, d. h. auf Macht verzichtende Begegnung.

Das einzige, was heilt, ist Liebe – das hat schon Paracelsus betont. Aber wie „lieben“, d. h. das Herz öffnen, wenn man Angst hat – auch Angst zu versagen oder sich lächerlich zu machen?

Deswegen ist Ehrlichkeit so wichtig: Demjenigen gegenüber, der (vermutlich sogar bewusst) Angst macht, aber auch sich selbst gegenüber.

Das erarbeitet man sich in der „Psychoanalytischen Sozialtherapie“, die nicht auf andere „zielt“, sondern auf sich selbst als „Instrument“. Nachdem sie seit über 30 Jahren nicht mehr angeboten wurde, habe ich (selbst darin diplomiert), mich aus aktuellen Anlässen entschlossen, sie nunmehr in das Programm meiner eigenen Akademie (www.salutogenese.or.at) aufzunehmen.