Ein 19jähriger Skater sei auf einem Kinderspielpatz mit seinem Vehikel scharf auf Kinder und deren Mütter losgefahren, und als ihn eine davon zur Rede stellte, habe er sie gewürgt und zu Boden gerungen und einem einschreitenden Polizisten einen Faustschlag ins Gesicht gegeben, lese ich am 5. November in orf online.

In meiner Jugend war das Fahrrad die „Waffe“, mit der junge Burschen auf junge Mädchen bedrohlich direkt losfuhren. Wir hatten große Angst – wussten wir doch nie, ob es der Attentäter – denn das waren die ja! – schaffen würde, rechtzeitig, d. h. ohne uns umzufahren, auszuweichen. Ob sie sich dieses Risikos bewusst waren, weiß ich nicht – denn niemand von uns hatte Gelegenheit, die nachher Flüchtenden zu fragen – und erwachsene Zeugen schauten weg ohne einzugreifen. Tiefenpsychologisch wäre dieses Verhalten als symbolisierte Penetration zu deuten gewesen: Diese Burschen erlebten ihre ersten „Testosteron-Vergiftungen“ (Copyright Johanna Dohnal) und wählten Ersatzhandlungen und Ersatzobjekte statt konkret Schritt für Schritt eine Liebesbeziehung aufzubauen. Das hätte nämlich den Mut gebraucht, mögliche Abfuhren oder den Spott der Altersgenossen auszuhalten …

Wir Mädchen hätten damals laut aufschreien sollen und damit die Aufmerksamkeit möglicher Helfer und Helferinnen „erzwingen“. Wohlerzogene Mädchen (und Menschen) brüllen aber nicht – und sie wissen auch, dass sie dann als die Störenfriede angesehen werden, denn üblicherweise folgen Verharmlosungen wie  „Es ist ja nichts passiert“ und „Es war ja nur Spaß“. Es ist aber etwas passiert: Es wurde Hochstress ausgelöst, es wurde tätlich bedroht, es wurde ein Fahrzeug als Waffe eingesetzt und das ist eine Form von Gewalt, und die ist nach der Gewaltdefinition des norwegischen Friedensforschers und Trägers des Alternativen Nobelpreis Johan Galtung ein feindseliger Akt, der das Potenzial der betroffenen Person schädigt – zumindest das Sicherheitsgefühl und damit die Selbstachtung, und die ist ein wesentlicher Bestandteil von Gesundheit! (Bei Einbruchsopfern wird seit längerem die Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit respektvoll zur Kenntnis genommen!)

Der zitierte 19jährige wurde auf freiem Fuß angezeigt – wie üblich bei erstmaliger Delinquenz.

Besser wäre ein angemessenes  Strafmandat wie bei anderen „Verkehrsdelikten“ – unter Berücksichtigung der Schwere der Tat, denn die Langzeitfolgen aller Betroffenen, und das sind vor allem die Kinder, die diese Gewalt gegen ihre Schutzpersonen mitansehen mussten!, erkennen nur die, die mit ihnen zusammen leben, denn sie treten mit Zeitverzögerung auf – und das Erkennen setzt auch wieder voraus, den Zusammenhang von Weinerlichkeit, Ängstlichkeit, Anklammern, Apathie oder Unruhe oder Schlaf- und Essstörungen ernst zu nehmen, und nicht wiederum zu verharmlosen mit „Kinder sind halt so!“ Aber auch Erwachsene sollten solche Erlebnisse nicht bei Seite schieben, sondern darüber reden, was bedeutet,  Leib und Seele (ist ja eine Einheit) von Stresshormonausschüttungen zu „reinigen“.