In der Gratiszeitung HEUTE mokierte sich vor drei Tagen ein Schreiberling (https://clipmanager.observer.at/pdf/BBF9784F-5A3B-4118-A64B-70CDE526477B/3327756)  über einen Fachhochschullehrgang-Lehrgang, in dem Interessierte wissenschaftlich fundiert aber auch in Exkursionen biblische, religionswissenschaftliche, theologische, historische, politische wie auch betriebswirtschaftliche, organisations- und tourismuskundliche Kenntnisse  sowie Kompetenz im experience design erwerben können (https://www.fh-krems.ac.at/studium/lehrgaenge/biblisches-reisen/#ueberblick). Offensichtlich wollte der Autor des Schmäh-Artikelchens die Leserschaft im Sinne von „Only bad news are good news“ mit seinem Spott anstecken – und das ist ihm auch gelungen.

Dass hier hochseriös Grundlagen für einen neuen freien Beruf gelegt werden, hat er entweder nicht verstanden oder ignoriert. Und da er – wie seinem Text zu entnehmen ist, auch keinerlei Information über den Inhalt des Lehrgangs – da hätte er ja die ihm vermutlich zugegangene Presseinformation lesen oder zusätzlich recherchieren müssen – publiziert hat, hat er eigentlich die Grundregeln des Journalismus missachtet und verletzt. Eigentlich wäre eine Anzeige beim Presserat fällig. Aber was solls, werden nun viele denken, die sich – lustig lustig – dem Spott anschließen, es ist ja nur HEUTE.

Ich finde das gar nicht lustig und habe das in einem facebook-Kommentar zu dem Posting mit Beiwort „zornig“ eines – wie ich glaubte – Freundes, den ich bisher sehr schätzte, kund getan. Ich nehme an, dass ich jetzt aus seinem Freundeskreis ausgegrenzt wurde … quasi „Rote Karte wegen Kritisierens“. Vielleicht hätte ich deutlicher machen sollen, was da passiert ist: eine Infektion mit einem Hass-Virus.

In dieser Zeitungsmeldung wird deutlich gegen „biblisches Reisen“ und die mitveranstaltende Hochschule Heiligenkreuz, also eine Aktivität der Katholischen Kirche, geätzt. Ich bin nicht katholisch (und habe zwei meiner über 60 Fachbücher gegen den Missbrauch im kirchlichen Bereich veröffentlicht) und zeichne mich auch durch bescheidene aber kritische Alternativübersetzungen des Alten wie Neuen Testaments aus. Aber ich will nicht schweigen, wenn kirchliche Bildungsaktivitäten und damit gleichzeitig sowohl diejenigen, die sie konzipiert haben und deren Arbeit ich wertschätze (ich weiß aus meiner Zeit als Universitätsprofessorin, wie viel Arbeit so etwas erfordert), als auch diejenigen, die sich aus-, fort- und weiterbilden wollen herunter gemacht werden. So wurde „geblödelt“, jetzt wäre bald ein Prostitutions-Reise-Lehrgang fällig …

Ich stelle die Frage: Wenn es sich hier nicht um die katholische Kirche handeln würde sondern um die IKG (Israelitische Kultusgemeinde) oder die IGGÖ (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich) – würden dann die Spötter genau so Hass im Netz fabrizieren? Heute macht es ja auch obsolet, unter Freunden live auf Stammtisch-Niveau zu blödeln, wenn darin eine Tendenz erkennbar wird, andere Menschen runterzumachen.

Von Paul Watzlawick, dem international berühmten Kärntner Psychotherapeuten (1921–2007), stammt der Satz , dass man immer, wenn man etwas von sich gäbe, etwas „von sich“ gibt. Einen mentalen Virus. Und genau so eine Infektion löst jemand aus, der Verachtung demonstriert: Er steckt andere an und wähnt dann, das wäre OK, weil man sich ja einig ist … Zuletzt hat der Spott halt mich getroffen … aber ich nehme Zivilcourage ernst und versuche sie zu leben (gelingt eh nicht immer), nicht nur von anderen zu fordern aber mit den Wölfen zu heulen.