Nach einer berufsbedingt längeren Brief-Schreib-Pause sinniere ich seit Freitag, dem 17. (für die FPÖ wohl dem Pseudo-13.), über die vielen Erscheinungsformen von Gewalt, wie sie in der medialen Berichterstattung deutlich wird; Gewalt schreibe ich hier entsprechend der Definition des norwegischen Mathematikers, Politologen und Soziologen Johan Galtung, * 1930, Gründer des ersten Instituts für Friedensforschung in Europa und Träger des Alternativen Nobelpreis‘, als „feindseliger Akt, der das Potenzial des / der Anderen schädigt“.

Diesen „Anderen“ sehe ich nach reiflicher Überlegung nicht in dem einen oder anderen Politiker, so unangenehm und zukunftsschädigend das derzeitige Erlebenmüssen auch sein mag, sondern in uns allen – der Wählerschaft wie überhaupt der österreichischen Bevölkerung. Ich habe mich daher entschlossen, in mehreren aufeinander folgenden meiner „Briefe“ einige der Sprachmanipulationen aufzuzeigen, die mir in den letzten Tagen als besonders unfair und absichtlich verdummend aufgefallen sind.

Dass die Wochenzeitung Falter eine Politologin auffordert, die Rede des Bundeskanzlers Sebastian Kurz zu „zerpflücken“, kann wohl als Entsprechung der Blattlinie bzw. dem selbstgewählten Persönlichkeitsprofil des Chefredakteurs verstanden werden. Dabei kann man die kritisierten Sprachformen genau so bei ihr selbst feststellen. Das zu bearbeiten werde ich in der Folge nicht hierorts tun, sondern im Unterricht als Beispiel nutzen, denn ihr Text kann als „Mem“ (dazu der nächste „Brief“, nämlich Nr. 35!) nur eine Minderheitsleserschaft erreichen gegenüber der Breitenwirkung der großen Tageszeitungen und audiovisuellen Medien, und  ist die Autorin bisher auch nicht wesentlich in Erscheinung getreten. Anders Elisabeth Wehling. Seitdem diese ihr Buch „Politisches Framing“ im Oktober 2016 auf dem jährlichen Journalistinnenkongress in Wien promoten durfte, waren für viele aus der „schreibenden Zunft“ einige der von ihr aufgezeigten „kognitionslinguistischen“ Forschungsergebnisse tolle Aha-Erlebnisse. Für uns – und damit meine ich alle, die wie ich schon Anfang der 1980er Jahre NLP (Neuro-Linguistisches-Programmieren) gelernt haben – ich auf Anraten des Schulpsychologen, um einem meiner Söhne zu helfen, seine geburtsbedingte cerebrale Dysfunktion zu überwinden, was auch beispielhaft gelang – kennen diese „Interventionen“ weit über diese Ansätze hinaus.

NLP hat als – zwischenzeitlich in Österreich anerkannte – Psychotherapiemethode sehr schnelle und tiefgreifende Erfolge. Aber wie jedes „Instrument“ kann auch NLP als Waffe verwendet werden, deswegen wird es auch von vielen abgelehnt, die eben nur von dieser „dunklen Seite“ wissen, die vor allem der Sprache und den Plakaten von FPÖ-Politikern unterstellt wird. Bei manchen dieser Kritiker löst diese Phantasie Unbehagen aus und oft auch Angstgefühle. Man befürchtet, von vornherein unterlegen zu sein. Dabei praktizieren gar nicht so viele Menschen, die NLP gelernt haben, diese Methode bewusst – sie unterrichten sie lieber, denn das ist einfach; um sie „spontan“ zu „beherrschen“ braucht man unendlich viel Übung – und die haben meist nur die, die in einer Beratungsstelle oder Ambulanz tagtäglich dazu Gelegenheit / Notwendigkeit haben – oder Training. NLP-Kenner erkennen leicht, welcher Politiker in dieser „Technik“ (vom griechischen techné, das bedeutet Kunst) „trainiert“ ist und wer nicht. Ein Anzeichen dafür ist die Verwendung neuartiger Wortkombinationen (s. nächster „Brief“ Nr. 35).

Ich kann mich noch gut erinnern, wie die ÖffentlichkeitsarbeiterInnen der SPÖ Wien NLP als unethisch abgelehnt hatten, als ich ihnen vor rund zwanzig Jahren in einem zweitägigen Seminar die Grundtechniken erklärte. Diese Geisteshaltung scheint inzwischen verloren gegangen zu sein.