„Stalker tötete Ex-Geliebte aus Eifersucht“ und „Brand-Attentat aus krankhafter Eifersucht“ – zwei Titel in der online-Ausgabe von „Österreich“ ÖSTERREICH (epaper-oesterreich.at) am heutigen Frauentag.

Nun weiß man ja, dass diese Zeitung reißerische Formulierungen bevorzugt – aber sie spiegelt gerade mit solchen wie den beiden heutigen das wieder, was in der breiten Bevölkerung zu den Morden an Partnerinnen gedacht wird: „Er war halt eifersüchtig“ – und: Sie wird ihm schon Grund gegeben haben; oder „Er hat sie halt zu sehr geliebt“ – und: Sie hat das halt nicht verstanden; oder: „Er hat sich in seiner Ehre gekränkt gefühlt“ – und: Hätte sie ihn halt nicht gereizt.

Solche Formulierungen führen dazu, dass die Bedrohlichkeit der Geisteshaltung dieser Täter verharmlost wird – vor allem auch deswegen, weil die ersten Anzeichen (Besitzdenken, Kontrollzwänge, Strafwut) ignoriert bzw. entschuldigt werden, nicht nur von Familienangehörigen und Freund_innen, sondern leider oft auch von Behörden, denen Drohungen nicht Beweis genug sind, um „einzuschreiten“. Dabei würde einfache „Nachschau“ und ein deeskalierendes Gespräch möglicherweise schon zur „Ernüchterung“ beitragen.

Eifersucht trägt nicht umsonst den Begriff „Sucht“ im Wort: Sie ist ebenso von „steigender Toleranz“ gekennzeichnet – d. h. die Dosis muss immer mehr erhöht werden, um „Erleichterung“ zu spüren – wie jede andere Sucht auch.

Sie muss deutlich von ähnlichen „Stimmungen“ unterschieden werden, die da sind: Misstrauen (ein gesundes Gefühl, wenn man belogen wird), Neid (als Impuls auch ein gesundes Gefühl, sofern es nicht chronisch wird), Konkurrenz bzw. Benachteiligung (auch gesunde Gefühle, wenn der Realität entsprechend), Rivalität (kein gesundes Gefühl – Konkurrenz reicht schon, siehe Sport – daher behandlungsbedürftig) und der psychischen Erkrankung Paranoia, in der Wahnvorstellungen dominieren und die dringend psychiatrisch – weil medikamentös erfolgreich – behandlungsbedürftig ist. (Leider wähnen Wahnkranke – wie der Name andeutet – dann meist, man wolle sie vergiften, und im Sinn von Heilung der Realitätssicht stimmt das ja auch.)

Ich habe in meiner über 50jährigen Berufspraxis etliche über 60jährige Frauen betreut, deren Männer sie paranoid, teils mit aufwändigen technischen Apparaturen, überwacht haben und in ihrer alkohol- oder altersbedingten Erektionsschwäche phantasierten, ihre Ehefrau „müsse“ sich ja den Sex wo anders holen (obwohl die ja recht froh waren über die „Entlastung“ …)

Aber schon Sigmund Freud hatte erkannt, dass es überhaupt nicht um die Frau, sondern um sexuelle Phantasien (und Unterlegenheitsgefühle) gegenüber einem anderen Mann geht – auch wenn der gar nicht existiert. Aber die Frau „eignet“ sich leichter für einen Mord, nicht nur, weil sie kaum mit Rache rechnet, sondern weil sie im Nahbereich kaum Beistand, der Täter hingegen erklärendes „Verständnis“ bekommt.