Graz: Der einen jungen gut gepflegten aber nicht gechipten Katze wurde ein großes rechteckiges Stück Fell „mit präzisen Schnitten“ aus dem Bauch geschnitten (KURIER, 21. 7., Seite 15),  sie musste eingeschläfert werden – der anderen, älteren, bereits toten, hing noch das abgezogene Fell am Leib (Salzburger Nachrichten, 20. 7., Seite 13).

Puren Sadismus, einen Racheakt oder auch einen psychotischen Schub mit Wahnvorstellungen vermutet der Gerichtspsychiater Manfred Walzl im KURIER-Interview. Ich kenne aus meiner über 50jährigen Berufserfahrung als sowohl Juristin wie auch Psychotherapeutin noch andere Motive – aber alle wurzeln in bedrängenden Hassgefühlen, die „ausgedrückt“ werden wollen – nur eben nicht in Sprache, sondern in Taten. Sie beinhalten immer ein verdrängtes Gefühl von Unterlegenheit und Hilflosigkeit, das unbewusst mit einer Machtinszenierung kompensiert wird. Dazu zählen auch „Mutproben“ in Gruppen.

Häufiger hingegen ist die Zerstörung dessen, was als „mehr geliebt als ich“ empfunden wird. Ich war mit etlichen Fällen konfrontiert, wo die angeblichen Liebhaber die Katzen ihrer angeblichen Geliebten aus dem Fenster geworfen haben – beispielsweise aus dem siebenten Stock des Hochhauses in der Wiener Singerstraße (neben dem Gasthaus zu den „Drei Hacken“), andere haben sie „nur“ erwürgt „weil es hätte ja jemand sonst zufällig sehen können“.

In dem Buch „Kinderspiel mit dem Tod“ (Votum Verlag, Münster 1994) erklärt der Autor Hans-Ullrich Krause, dass männliche Jugendliche, die „Auto-Crashing“ betreiben, damit insgeheim das „erfolgreichere“ Liebesobjekt der ignoranten Bezugsperson (des Vaters, des Lehrers, der Bürger der Stadt, …) dort treffen wollen, wo es sie wirklich schmerzt. Katzen sind bevorzugte Liebes- und Identifikationsobjekte für Frauen.

Ich wurde vor vielen Jahren einmal von einer Firma, die Katzenfutter produziert, kontaktiert, weil sie dringend einen echten männlichen Katzenbesitzer (und nicht nur einen Schauspieler) für einen Werbespot suchten und hofften, ich würde einen kennen … Ein Hinweis, wie stark das traditionelle „militärische“ Männerrollenbild verbietet, schmerzliche Gefühle und zarte Sehnsüchte anzuerkennen. Dabei ist das gerade Stärke, zu seiner Schwachheit zu stehen (und nicht durch Einseitigkeit die Balance zu verlieren).