Als ich 1968 als volkswirtschaftl. Referentin in der Oesterreichischen Nationalbank zu arbeiten begann, gab es dort ein eigenes Frauen-Gehaltsschema, das deutlich unter dem der Männer lag.

Meine späterer Ehemann, damals Redakteur im ORF Wien mit einem täglichen Kommentar um 12.05 Uhr, widmete dem einen Text, nachdem er mich kennengelernt hatte: „In der OeNB bestimmt der Gynäkologe das Gehalt!“

In guter österreichischer Tradition wurde dann sofort wutentbrannt nach dem „Verräter“ gesucht – an mich, damals noch „graues Mäuschen“ aber bereits frauenpolitisch aktiv, dachte niemand. Nicht auszudenken, wenn aber doch …

Franz Vranitzky, damals der SPÖ-Fraktionsführende (und zeitweise mein Zimmergenosse – er hatte Nordamerika, ich hatte Südamerika zu bearbeiten), war es zu verdanken, dass wir Jahre später ins Männerschema „übergeführt“ wurden – aber nicht etwa „Frauen Stufe 7“ der Verweildauer entsprechend in „Männer Stufe 7“, sondern in „Frauen Stufe 7 entspricht finanziell Männer Stufe 2 – dort gehören‘s hin, de Weiba!“

So was „de iure“ würde sich heute wohl kein Arbeitgeber mehr trauen – aber „de facto“ hat sich nicht sehr viel seitdem geändert.

Eine andere Erinnerung: Die Enkelin unseres Wohnungsnachbars in Wr. Neustadt begann damals als Notariatsanwärterin zu arbeiten (und trat später als Notarin auch im ORF auf), Kommentar ihres Großvaters (Hauptschuldirektor): „Was braucht die so viel Geld zu verdienen – a ledig‘s Madl!“ Wäre sie bereits verheiratet gewesen, wäre sein Unverständnis noch größer gewesen … Frauen haben sich gefälligst einem Big Spender anzuheften, damit sie kontrollierbar und manipulierbar bleiben, und wenn sie aufmüpfen, fühlt sich so mancher Mr. Big zur Todesstrafe berechtigt.

Struktureller Sexismus zeigt sich in der Verhinderung eines selbstbestimmten Lebens/Verhaltens außerhalb einer vorgefertigten Rollenstereotype als SexpartnerIn (das kann nämlich auch Männer treffen) bzw. „Mutter“ ( d. h. als ehemalige Sexpartnerin – zumindest eigene, die von anderen wird oft auf Nutteneignung getestet). Dieser strukturelle Sexismus wird durch Erziehung, Propaganda (das heißt: mediale Erziehung mittels Bildern oder Texten – ich erinnere an Schillers „Glocke“ – das Gedicht hat meine Generation in den „höheren Schulen“ auswendig lernen müssen, warum wohl?: „Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben“ und „Drinnen waltet die züchtige Hausfrau“ – und von züchtig ist bekanntlich nur ein Schritt zur „gezüchtigten“!) oder Einschüchterung bzw. „Lob für Wohlverhalten“ produziert.