„Mangels Schuldbeweises“ wurde ein Türke vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person“ (so die Anklage) freigesprochen, ist in den heutigen Salzburger Nachrichten „Aus Stadt und Land“, Seite 5, zu lesen: Er hatte sich mit der Behauptung verteidigt, die Frau seines Arbeitskollegen, in dessen Wohnung nach einer Betriebsfeier weitergefeiert worden und der kurz Zigaretten holen gegangen war, und die unter dem Einfluss von Cannabis und Ecstasy stand, sei „total hemmungslos gewesen“ und habe Sex gewollt.

Manchmal frage ich mich, wie die Richterschaft – eine Berufsrichterin und zwei Schöffen – urteilen würde, wenn solche sexuellen Miss-Handlungen ihre Töchter betreffen würden? Würden sie dann auch ignorieren, dass jemand, der / die unter Drogen steht, nicht bei vollem Bewusstsein und entscheidungsfähig ist? Und wenn, wie in diesem Fall s. Zeitungsbericht, auch genitale Verletzungen vorlagen?

Ich überlege, worauf diese richterliche Beurteilung zurückgeführt werden kann: Auf die Sorge, nur ja nicht fremdenfeindlich zu erscheinen? Oder zu männerfeindlich? Oder zu „frauenfreundlich“? (Ist ja derzeit ein Hauptthema!)

Oder auf blanker Unwissenheit, wie Drogen wirken – so nach dem Motto, wenn etwas Ecstasy heißt, muss es wohl enthemmend wirken? Warum nicht Sachverständigenrat einholen? Denn: Cannabis wirkt entspannend, schmerzlindernd, macht müde, vermindert das Kurzzeitgedächtnis … Ecstasy vermindert das Wahrnehmungsvermögen (vor allem eigener wie auch fremder Gefühle) und ist besonders in Kombination mit anderen Drogen (vor allem auch Alkohol) lebensgefährlich, weil es vielfach zu Blutdrucksteigerung und Herzrasen führt – und genau deswegen wird es oft geheim zugeführt, damit die auserwählten Zielpersonen nicht mehr selbstbestimmt agieren können (bzw. sich selbst wegdröhnen). Und außerdem scheinen nicht einmal die genitalen Verletzungen der Frau die Phantasien der Urteilenden auf den Boden der Realität herabgebracht zu haben – erschreckend.

Es ist dringend nötig, Menschen, die über andere urteilen (Lehrkräfte mitgemeint) mehr Wissen über Biologie, Sexualität, vor allem aber tiefsitzende Vorurteile zu vermitteln.