Es war wohl in der einstigen Zeitung „Tribüne“, dass der Karikaturist Much einen Cartoon gezeichnet hatte, in dem ein Polizist vor einer liegenden Figur stand samt einer Sprechblase „Jeder Warnschuss ein Treffer!“ (Irgendwo habe ich auf dem Dachboden noch ungeöffnete Übersiedlungskartons und dort meine Exemplare, aber jetzt keine Zeit zum Suchen, würde Stunden brauchen – und außerdem ist es dort zu kalt.)

Es liegt allzu nahe, sich zu empören oder durch „schwarzen Humor“ zu beruhigen, wenn jemand bei einem Polizeieinsatz zu Tode kommt wie heute eine 67jährige – vermutlich verwirrte – Frau  s. Pensionistin bei Polizeieinsatz erschossen – wien.ORF.at. Ich erinnere mich an einen ähnlichen Fall vor Jahren irgendwo im 3. Wiener Gemeindebezirk, wo sich im Nachhinein herausstellte, dass der bedrohlich wirkende Mann an einer schweren psychiatrischen Krankheit litt.

Es wäre wohl anzuempfehlen, dass Polizisten in ihrer Ausbildung ein Praktikum auf einer psychiatrischen Krankenhausstation absolvieren, um sich die häufigsten Krankheitsbilder einzuprägen (wie es ja auch der Sinn jedes „Turnus“ ist) – und mittels Teilnahme an den Teambesprechungen auch mehr Interventionsmöglichkeiten kennen lernen als die „militaristischen“.

Ich habe die von mir in vielen Praxisjahren entwickelte „PROvokativmethodik“ (s. www.salutogenese.or.at) das erste Mal – unbeabsichtigt und spontan – während meines Jus-Studiums (bahnfahrend zwischen Wr. Neustadt und Wien 1962–1966) angewendet: Auf dem nächtlichen Heimweg vom Bahnhof Richtung Hauptplatz wurde ich vor dem Eingang zum Stadtpark von drei wüst aussehenden Männern mit dem Druck einer Pistole im Rücken gestoppt und jammerte, aus Furcht mit kindlicher Stimme, „Ihr solltet mich doch lieber beschützen als mir Angst zu machen!“ – und so geschah es dann, sie begleiteten mich bis vor mein Wohnhaus (und dort läutete ich von unten Sturm und mein Vater schaltete das mir das Stiegenhaus-Licht ein, denn sonst wären sie womöglich noch bis in die Wohnung mitgekommen).

Später – in den berufsinternen Aus- und Fortbildungen während meiner Tätigkeit im Verein Jugendzentren der Stadt Wien (1977–1986) lernte ich bei Stephan Rudas (1944–2010), dem leider viel zu früh verstorbenen Gründer des Psychosozialen Dienstes der Stadt Wien, viele Interventionsformen für Konfrontationen mit psychotischen Menschen; eine davon besteht darin, sich kindlich „naiv“ zu geben, im Klartext: auf Berufsautorität bewusst zu verzichten.

Unabhängig davon wären aber auch stichsichere Westen, schnittsichere Handschuhe wie auch Unterarmschutz – quasi eine „High-Tech-Ritterrüstung“ – für Einsatzkräfte hilfreich – und für uns Schutzbedürfte frühzeitige Anleitungen (in der Schule wie in den Medien), welche präzisen Informationen den Blaulicht-Organisationen zu deren Vorbereitung zu liefern sind.