Eine Frau (dass sie „Top-Model“ sei, ist unerheblich – ihre Gesichtsverletzungen in Hinblick auf ihren Beruf sind es schon) wurde schwerst misshandelt, weil sie den eingeschlafenen letzten Gast ihrer Home-Party aufgeweckt und aufgefordert hatte, heimzugehen (https://www.oe24.at/welt/top-model-auf-ibiza-brutal-verpruegelt/441819765?fbclid=IwAR09P17bFdgYE0ZDq3xaRLIAFNML4UT6h9pi5wtfBPc5V7oS05WCq_9LFAk).

Der – noch nicht rechtskräftig – zu lebenslanger Haft verurteilte Fünffach-Mörder von Kitzbühel gab im Zuge seines Geständnisses an, „die Zurückweisungen seien zu viel für ihn gewesen“ – nämlich „dass die junge Frau ihm gegenüber mehrfach klarstellte, dass die Beziehung für sie beendet sei und sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle“, ihn aber auch deren Vater vom Haus zweimal wegschickte und ihm auch ihr Bruder die Freundschaft aufkündigte. All deren Nein war ihr Todesurteil. (Der Standard 13. 08. 2020, S. 9)

Gavin de Becker, renommierter Sicherheitsexperte vieler US-Spitzenpolitiker und Künstler, beschreibt in seinem Grundsatzbuch „Mut zur Angst“ (als Taschenbuch „Vertraue deiner Angst“) sieben Kriterien, an denen man potenzielle Gewalttäter erkennen kann: erzwungene Gemeinsamkeit – unpassende Nettigkeit – zu viele Details aufdrängen – Rollenfestlegung – Schuldgefühle machen – unerbetene Versprechen und – das Ignorieren des Wortes Nein. De Becker schreibt: „ ,Nein‘ ist ein Wort, über das man nie verhandeln sollte, weil die Person, die es überhört, damit immer versucht, Sie unter ihre Kontrolle zu bringen.“ (S. 93)

Dass es aber nicht nur Männer sind, die kein Nein akzeptieren, wissen alle, die von ihren Müttern – oder angeblichen Freundinnen – gestalkt werden. Mir hat eine Frau, Akademikerin, mit der ich vor 40 Jahren kooperiert und mich dann zurück gezogen habe, letzthin drei Mal auf Messenger unerbeten irgendwelche Trivialvideos gemailt, und ich habe jedes Mal (!) deutlich geantwortet, sie solle das unterlassen, ich wolle so was nicht – mein Messenger dient der Kommunikation mit meinen MitarbeiterInnen. (Ich leite ein Forschungsinstitut – auch diese „Briefe gegen Gewalt“ sind Teil meiner Forschungen.) Was jedes Mal von ihr folgte, war erst „Rollenfestlegung“  („Wie viel netter, liebevoller und menschlicher du einmal warst“) und „Schuldgefühle machen“ („Du verdienst nicht, dass man dich in guter Erinnerung behält“), und nach meinem dritten „Nein“ nur mehr Unterstellungen von Größenwahn, Eitelkeit und andere Häme.
Für mich nunmehr ein Superbeispiel für meine Forschungen. Danke dafür!