Halt! Gewalt!

Ein gehbehinderter Mann schleppte sich den Autofahrern zu langsam über die Straße, erfahre ich aus der Krone online vergangenen Sonntag.

In Graz.

Er bekam ein Hupkonzert aus der Warteschlange (statt Hilfe) – und: Er wurde angefahren. Von einer Juristin, die zum Geigenunterricht wollte. Für mich ein klarer Fall für den Schnellrichter – den es bei uns nicht gibt (wie in den USA). Aber wenn jemand beispielsweise seine Schusswaffe nicht „ordnungsgemäß“ verwahrt, wird sie sofort konfisziert – und der Waffenpass und -schein dazu: Man ist nicht mehr vertrauenswürdig.

Auch das Auto gehört in solch einem Fall sofort eingezogen – und wenn es nur für einen Tag ist – bis die Lenkerin wieder vertrauenswürdig ist. Und der Führerschein dazu. Und sie sollte sich einem Verkehrspsychologen vorstellen müssen. Allfällige Scham- oder Wutgefühle müssen bis zur Schuldeinsicht durchgestanden werden. Sonst lernt man nichts.

Auch ein Kraftfahrzeug ist eine Waffe – das zeigt auch das wütende Anfahren von „Gegnern“, von dem wir immer wieder in der Zeitung lesen. Und ich kenne solche Fälle auch aus meiner Praxis – nicht nur von Männern, die in Rage ihre Partnerinnen oder Expartnerinnen auf diese Weise im wahrsten Sinn des Wortes „unterwerfen“ wollen – ich kenne auch einen Fall, wo eine Kundin den Geschäftsführer eines Einkaufszentrums angefahren (wieder im Doppelsinn des Wortes) ist, der sie aus gutem Grund am Wegfahren hindern wollte. Und mir selbst ist als Fußgängerin einmal ein Autofahrer über den Fuß gefahren, weil ich meinen Weg (am Gehsteig!) nicht devot vor seinem Herannahen unterbrochen habe.

Der Frau Juristin ist nichts passiert. Sie hat sich ausgeredet, sie wäre „unabsichtlich“ losgerollt … aber auch das darf nicht passieren – so wie sich auch „unabsichtlich“ kein Schuss lösen darf.

Phantasien von Krähensolidarität (ein Jurist hackt dem anderen kein Auge aus …) machen sich bei mir – selbst auch Juristin – breit.

Dafür wird der Fußgeher belangt – frei nach dem Motto „Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuld – was war er auch vor Ort?“