Vorerst: Auch ich habe in der Tanzschule gelernt, einen Knicks zu machen, wenn man sitzend aufgefordert wird und sich gleicherart zu bedanken (zumindest wenn der Tanz angenehm war – andernfalls kann man ja den Stümper grußlos stehen lassen, wenn frau sich traut). Irgendwo gibt es sogar noch Fotos von damals, auf denen ich vor pickligen Jünglingen versinke …

Als die – aus parteipolitischer Sicht ebenso wie aus propagandistischer nachvollziehbare – Kritik an Außenministerin Kneissls Hochzeitsinszenierung losbrach, ließ mich das vorerst unberührt. Sie wird wissen, was sie tut oder nicht tut und sie wird allenfalls sachliche Kritik dort rechtfertigen, wo die dazu sachlich Kompetenten und Berechtigten sind. Erst als ich von dem Knicks erfuhr, wollte ich mir ein genaueres Bild machen und sah mir das Video an. Und da konnte ich deutlich erkennen, wie Putin und Kneissl sich lachend selbst persiflierten.

Ich halte viel von Selbstpersiflage – Humor ist einfach gesund, man braucht nicht alles todernst zu nehmen, vor allem unzeitgemäße Etiketten nicht. Man sieht doch am Gesichtsausdruck, ob jemand etwas todernst nimmt oder Spaß macht. (Mit wem man allerdings Späße macht, ist eine andere Frage, zu der ich mich nicht äußern mag.) Ich gehöre ja der Generation an, in der Frauen zu „Würde“ erzogen wurden – und ich liebe Bert Brechts Kalendergeschichte von der „unwürdigen Greisin“, die lieber ihr Witwenleben genießt als sich für die gestrenge Verwandtschaft aufzuopfern (wobei es ihr Widerstand ist, der mir imponiert, Genießerleben gehört nicht zu meinem Lebensstil). „Gelernt“ habe ich diesen Verzicht auf Würde, als einmal in einer hochseriösen Sitzung der Sessel unter mir zusammenbrach und ich verblüfft zu lachen anfing – es war ja auch zu komisch, gerade noch hoch (!) angesehene Expertin und plötzlich am Boden (!) liegendes Unfallopfer.

Ich hätte mich auch ärgern können – oder schämen, habe ich später beim Analysieren der Situation bedacht. Beides wäre nicht salutogen – Gesundheit fördernd – gewesen.

Salutogenese besteht darin, in herausfordernden Situationen das zu tun, was gute Gefühle auslöst. Das ist manchmal ziemlich schwer – und wenn es gelingt, darf man ruhig stolz auf sich sein. So habe ich an einer Pfarrer-Fortbildung zur interkulturellen Kommunikation teilgenommen, in der wir kleine Zettel mit Anweisungen bekamen, um einander im Umgehen begegnend die Formen nachzuspielen, die in anderen Kulturen als Grußformalitäten Geltung haben. Ich bekam – den Knicks! und erlebte dann in der Begegnung, dass mir ein Mann seine rechte Schulter kräftig an meine rechte anstieß …

Naja. Dann schon lieber Knicks.