Im Parlament wurde ein Antrag auf Einführung einer Mindeststrafe bei Vergehen gegen das Tiertransportgesetz eingebracht und von den Regierungsparteien abgelehnt. (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200618_OTS0262/silvan-oevp-und-gruene-lehnen-mindeststrafe-fuer-tiertransportvergehen-ab?fbclid=IwAR25WGrB1xTiqJWrfAVXtSFINpAmjsdbJC11M5r7RXfwpiRtbFWH4Y-thgY)

Diese Reaktion ist aus mehreren Gründen abzulehnen.

Abgesehen davon, dass aus gesamtgesellschaftlichen Gründen – und da gibt es viele Aspekte, was hier zu viel Platz einnehmen würde – diskutiert gehörte, was mit welchen Tieren geschehen darf und wie man dabei das Ausleben sadistischer Impulse beseitigen kann, möchte ich zwei Erfahrungen berichten.

Die eine besteht in dem Wissen, dass sich Stresshormonausschüttungen – bei Menschen wie bei Tieren – in den Zellen, daher bevorzugt im Gewebe, aber auch in Gehirn und Leber manifestieren. Wer Fleisch isst, verleibt sich das auch mit ein. Allein das spricht – wenn man schon Fleisch essen will – dafür, Tiere so schonungsvoll wie möglich zu behandeln.

Die zweite stammt aus meiner Praxis als Kommunikations-Beraterin und Seminarleiterin: So berichteten mir einige niedergelassene Tierärztinnen, wie sehr sie von Bauern bedroht worden wären, wenn sie Missstände in der Stallhaltung aufdeckten und Beseitigungsauflagen aussprachen. Ähnliches erfuhr ich in meinen Kommunikationsseminaren in der Verwaltungsakademie des Bundes von den Amtstierärztinnen, die an den Grenzen die ausländischen Tiertransporte zu kontrollieren hatten. Auch sie wurden bedroht, teilweise zu korrumpieren versucht und selten, aber doch, auch körperlich attackiert. Um Verharmlosungen zuvor zu kommen: Ich sehe das nicht als ein Frauenproblem – Frauen sind nur bereiter, darüber zu sprechen – sie stehen nicht so stark unter dem Sieger-Zwang wie viele Männer.

Beide Hinweise sollen aufzeigen, wieviel Gewalt auch gegen Menschen, die nur ihre Pflicht tun, auftauchen, wenn es um Tiertransporte geht – ohne dass man sich in Sentimentalität verliert.

Ich lese derzeit in Hinblick auf die Arbeit an meinem nächsten Buch erneut Dostojewskis „Schuld und Sühne“. Da kommt ziemlich am Anfang eine Szene vor, in der ein Pferd grausam misshandelt wird, weil es eine Überlast nicht ziehen kann; ein kleines Kind versucht das Geschehen zu unterbrechen, bekommt aber keine Unterstützung durch die anwesenden Erwachsenen, denn der Besitzer brüllt herum, es gehöre ihm und mit seinem Eigentum könne er machen, was er wolle. Dieser Einstellung begegnen wir auch heute noch – gegenüber Tieren, gegenüber Kindern, gegenüber Frauen. Das gehört endlich gestoppt.