Ukrainische Soldatinnen sollen nach Ansicht ihrer Vorgesetzten bei Paraden in halbhohen Stöckelschuhen statt in Kampfstiefeln marschieren (news.ORF.at), auch wenn sie das schwieriger finden.

Die Botschaft dahinter lautet: Glaubt nur ja nicht, dass ihr den Männern gleichberechtigte Kämpferinnen seid – bleibt schön im weiblichen Rollenbild.

Wieder einmal geht Schönheit – die bekanntlich nur im Auge des Betrachters (männlich) liegt – vor Funktionalität und ebenso vor Gesundheit, vor allem aber vor Selbstbestimmung.

Füße sind unsere Verbindung mit dem Boden („Mutter Erde“), geben Halt, bestimmen unsere „Gangart“ (im Doppelsinn des Wortes) und spiegeln mit ihren Fußreflexzonen den gesamten Körper und dessen Gesundheitszustand wider, sogar den seelischen Kraftlevel. Kein Wunder also, dass im alten China den Frauen der Reichen absichtlich die Füße in Spindelform verkrüppelt wurden, sodass sie nicht mehr gehen konnten. (Armen und untergeordneten Frauen logischerweise nicht, die mussten ja arbeiten und dienen.)

Ein ähnliches Phänomen verbirgt sich in der Propagandierung von High Heels wie auch der Faszination des Spitzentanzes im Ballett: Durch diese in der Folge gekünstelte Haltung muss sich die Gesäß- und Beckenbodenmuskulatur anspannen, was auch seelisch Zurückhaltung und Disziplin fördert. Entspannung und „Lockerheit“ wird dabei selten; weitere Ausführungen über die Auswirkungen im „Zeugungsakt“ – Geschlechtsverkehr gibt es ja in vielerlei anderen Arten – überlasse ich der Phantasie der LeserInnen.

Ähnlich wird nur dem „mageren“ Frauenfuß (oder der mageren Frauenhand) Erotik zugesprochen, weisen doch Schwellungen bzw. Wassereinlagerungen auf irgendeinen Mangel an dem hin, was als Gesundheit (und damit verhaltensbiologisch als Hinweis auf ungeschmälerte Fortpflanzungspotenz, die bei der gegenwärtigen Überbevölkerung der Erde den politischen Sinn früherer Jahrhunderte verloren hätte) bezeichnet wird. (Das betrifft auch Frauen jenseits des Fortpflanzungsalters, die meist an Gewicht – und Gewichtigkeit – zulegen und damit nicht mehr mädchenhafte Anpassung an Moden und andere Stil-Vorschriften verkörpern.)

Vor diesem Hintergrund bekommt auch die Symbolik des „Gläsernen Pantoffels“ im Märchen vom Aschenputtel eine frauenfeindliche Bedeutung: Der unflexible Schuh erfordert den kindlich-kleinen Frauenfuß und die Duldsamkeit, auf Zehenwackeln im Schuh – wie es Pippi Langstrumpf bevorzugt – zu verzichten. Die „bösen“ Stiefschwestern hingegen, die auf „großem Fuß leben“, fügen sich selbst großen Schaden zu, wenn sie sich auf Geheiß ihrer Mutter Zehen (ein Tastorgan) bzw. Ferse (mit der man tritt, also ein Kampforgan) amputieren, d. h. der elterlichen Gewalt gehorchen müssen.

Mich erinnert das an den Filmtitel „Sei schön und halt den Mund“ aus 1958 mit Mylène Demongeot und – noch in Nebenrollen – Jean-Paul Belmondo und Alain Delon – und an die Empörung, als 2015 weiblichen Filmgrößen bei den Festspielen in Cannes der Zutritt ohne High Heels verweigert wurde (Der Bann von Cannes: Ohne High Heels kein Zutritt • WOMAN.AT).

Daher freue ich mich täglich, dass die bequemsten Frauenschuhe – listig! – „Ballerinas“ heißen.