In Frankreich ist es neu, in Belgien und Portugal nicht mehr: Strafbarkeit der öffentlichen sexuellen Belästigung von Frauen. Das Wort „anmachen“ in seinem Mehrfachsinn beschreibt das Phänomen exakt: Durch unerwünschtes distanzloses Verhalten wird jemand nämlich nicht nur verdinglicht – als einer „verfügbare“ Sache definiert – sondern auch entwürdigt, gestresst und energetisch beschmutzt. Mit Flirten – Oe24-TV titelt am 06.08. „Wird Flirten auf der Straße jetzt verboten?“ – hat das nichts zu tun!
Flirten ist ein gegenseitiges freiwilliges Spiel auf gleicher Wellenlänge und meist auf „kindlichem“ Niveau.
In der psychotherapeutischen Schule der Transaktionsanalyse werden die verschiedenen Ich-Zustände, in denen Menschen agieren, als Kindheits-Ich, Erwachsenen-Ich und Eltern-Ich bezeichnet. Auf Augenhöhe gibt es immer Gleichklang, im sachlichen Erwachsenen-Ich sowieso, im blödelnden oder flirtenden Kindheits-Ich auch und wenn zwei im nörgelnden Eltern-Ich sich über „die anderen“ auslassen, auch. Erst wenn „von oben herab“ oder „von unten hinauf“ manipulativ kommuniziert wird, beginnen die Machtspiele (Power Plays), in denen die eine Person sich der anderen unterwerfen – also keinen Widerstand leisten – soll.
Auch wenn gegenwärtig der Hinweis auf die „Energien“, mit denen die junge Berufsgruppe der Energetiker ihr Expertentum vermarktet, obsolet erscheint, kann zumindest der bioenergetische Zustand von Menschen mittels Galvanometer und anderen Biofeedback-Instrumenten sichtbar gemacht werden und zwar sowohl der von „Sendern“, wie auch von „Empfängern“. Dass vielen Menschen schon von klein auf die bioelektrische Wahrnehmung ausgeredet wurde und sie daher unsensibel geworden sind (gemacht wurden!), hängt mit den zeitgeistbedingten Erziehungszielen zusammen. Sie sind die Begleiterscheinungen antrainierter Dickhäutigkeit und münden oft in Rohheit. Wenn jemand aber etwas nicht wahrnimmt, heißt das nicht, dass es nicht da ist (und umgekehrt, deswegen sind ja immer auch Überprüfungen nötig).
Wenn kleine Kinder mit der sexuellen Energie Erwachsener konfrontiert sind, bezeichnen sie ihr Erleben meist als „komisch“. Sie meinen damit nicht „spaßig“, sondern „seltsam“, „eigenartig“, „unverständlich“. Verstehbar wird es erst, wenn man selbst die eigenen Sexualhormonausschüttungen erkannt hat und daher auch bei anderen erkennt (also ab der Pubertät, außer es wird vorher adäquat erklärt, was oft nicht einmal sogenannte Sexuologen können). Anmache ist aber in den seltensten Fällen Zeichen von echtem sexuellem Interesse – denn in diesen Situationen sind Mann und Frau eher behutsam, weil sie sich ja in Optimalform präsentieren wollen – außer der- oder diejenige ist extrem narzisstisch von seiner/ihrer Unwiderstehlichkeit oder Allmacht überzeugt.
Anmache ist eine Form von Jagdverhalten: Vielfach reicht es, die „Beute“ widerstandsunfähig (sprachlos, schockstarr) zu machen, um vor den realen oder phantasierten Kumpels als (Maul)held dazustehen.
Wenn Frauen sich ähnlich verhalten, gelten sie als „verrückt“ – psychisch krank (und sind dabei in Kindheit und Jugend sexuell traumatisiert worden). Sie entsprechen nicht dem Vorbild der „anständigen“ Frau.
Grenzüberschreitende Männer werden aber oft als „normal“ gesehen. Dabei wird aber normal im Sinn von üblich mit normal im Sinn von psychisch gesund verwechselt: Grenzen bewusst – lustig! lustig! – nicht einzuhalten, zählt zu den Symptomen der Borderline-Störung. Es braucht dringend klare gesellschaftliche Positionierungen. Gesetze sind dabei die klarste Form.