Da lese ich heute im Kurier (Seite 9), der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan (68) habe gesagt, „Männer würden zu sexuellen Verbrechen verleitet“, wenn Frauen in nicht-westlichen Gesellschaften „nicht sittsam kleideten“.

Auf Seite 14 in derselben Zeitung lese ich, dass die UEFA die Beleuchtung der Fußballarena in den LGBT-Symbolfarben verboten hat, weil es laut Statuten „nach den allgemeinen Verhaltensgrundsätzen“ untersagt sei, „Sportveranstaltungen für sportfremde Kundgebungen zu benutzen“ – denn die UEFA sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation“.

Also ich sehe das nicht sportfremd, wenn grundsätzlich (ethnische) Diversity betont wird – die ja im Sport mehr als sonst wo gepflegt wird (wenn auch aus – pfui! – reinen Gewinnmotiven). Ist ja immerhin ein Schritt in Richtung Menschenrechte für alle (wie z.B. auch die Paralympics oder Frauenfußball).

Was mich stört, ist, wenn alte weiße oder wie auch immer farbige Männer über diejenigen bestimmen, an denen sie verdienen; wenn die andere Hälfte der jeweiligen Organisations-, Familien-, Nachbarschafts- oder Generationenwelt nicht mit- bzw. über sich selbst bestimmen dürfen.

Und noch mehr stört mich, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse – oder Abbau unwissenschaftlicher Vorurteile – von ebensolchen Fundamentalisten ignoriert und aufklärende Informationen verboten werden – sie wie s. o. in Pakistan, in unserem östlichen Nachbarland Ungarn, und manchmal sogar im westlichen Nachbarland Bayern.

Zum wiederholten Mal: Vergewaltigung ist eine Gewalttat an oder mittels Genitalien (© Kriminalpsychologe Thomas Müller), sie gründet in Dominanz-, Rache- und Strafbedürfnissen. Der Hinweis auf „verleitende“ Kleidung ist nur eine primitive Ausrede zwecks Schuldabwehr und Schuldverschiebung. Eigentlich erwarte ich längst einen kollektiven Aufschrei von geistig gesunden Männern, sich nicht als unzurechnungsfähig abstempeln zu lassen – so wie es gottlob die LGBT-Gemeinschaft macht, die ebenso mit Delinquenten gleichgesetzt werden.

In Bert Brechts Theaterstück „Leben des Galilei“ heißt es: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Ich ergänze: Und wer sie weiß und versteckt, wie Dornröschens Vater die Spindeln, statt genau dort hinzuzeigen, wo Menschen Informationen brauchen um ihr Leben selbst bestimmend leben zu können, ist beides.