Der 1922 in Wien geborene und 1997 in Frankfurt gestorbene jüdische Religionswissenschaftler Pinchas Lapide schreibt in seinem Buch „Ist die Bibel richtig übersetzt?“ zu Genesis 1,28  „Macht euch die Erde untertan!“, kein anderes Wort aus dem Schöpfungsbericht sei so verzerrt worden, denn die Erde würde in dieser Übersetzung in einer „bibelwidrigen Entwürdigung“ als „willenloser Untertan ausgebeutet und ausgenutzt“ werden dürfen, und dies widerspräche dem hebräischen Urtext. In diesem „ergeht der Auftrag an den Menschen, Gottes Welt zu betreuen, nicht zu unterjochen; zu regieren, nicht zu usurpieren; weise und umsichtig zu verwalten, zu erhalten und zu entfalten als Treuhänder Gottes, der diese gute Schöpfung seinen Kindern anvertraut hat“. (S. 67 f., Hervorhebung von mir)

Nun ist die Sprache der Bibel Poesie (nicht Naturwissenschaft, wurden wir im Studium immer hingewiesen), um den Menschen der damaligen Zeit Erklärungen, Sinngebungen und Richtlinien quasi „zeitaltersgemäß“ zu vermitteln, und Übersetzungen sagten mehr über die Denkweise derer aus, die nach den/dem „Sinnen“ ihres eigenen Denkens übertragen. Auch meine Nachhilfelehrerin während meines Spätstudiums der evangelischen Fachtheologie hat mich immer wieder auf die vielfältigen alternativen Übersetzungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht – und dass es darauf ankäme, den Geist (Spirit) dessen, was wir Gott nennen, zu erkennen.

Nun engagiert sich Umweltministerin Gewessler für Verminderung von Plastikmüll.

Der Rektor der Sigmund Freud Universität, der Psychoanalytiker Alfred Pritz, hat im Rahmen einer parlamentarischen Enquete zur Gestaltung des – damals noch künftigen – Psychotherapiegesetzes, den Widerstand der Ärztekammer betreffend, gesagt: „Wir wüssten alle aus dem Physikunterricht, wenn etwas in Bewegung käme, verursache es Widerstand.“ (Ich war damals als Vertreterin der Bundeswirtschaftskammer anwesend.) Dass es also zu Widerstand der plastik-erzeugenden und verwertenden Betriebe kommt, ist als Erstreaktion erwartbar. Und dass niemand wie einst schwere Glasflaschen heimschleppen mag, ist auch verständlich.

Aber wenn wir alle die Welt „erhalten und entfalten“ wollen, gilt es „weiter zu entwickeln“. Pfand auf Plastikflaschen ist ein Weg – ein anderer wäre die Verpflichtung, Phantasiebehälter aus Plastik durch wiederverwertbare Behälter zu ersetzen: Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich Torten- oder Kuchenstücke in seltsamen Dreiecks-Klapp- Plastikbehältern angeboten sehe – wo doch Viereck-Dosenform mit Deckel viel sinnvoller weil erstens stapelbar und zweitens immer wieder neu befüllbar wäre.

Es geht also nur um Weisheit und Umsicht, um der Welt – der Umwelt – keine Gewalt anzutun.