Als kleine Kinder schauen wir aus der Froschperspektive erwartungsvoll auf die Großen, und je nachdem erleben wir Zuwendung oder Ablehnung, Fürsorge oder Vernachlässigung, Wertschätzung oder Verachtung, Förderung oder Überforderung. (Wenn ich hier formuliere „erleben wir“, will ich damit auf die subjektive Entschlüsselung verweisen – objektiv kann alles ganz anders sein, als wir „wähnen“.)

Diese Sichtweisen und Erwartungshaltungen bewahren manche Menschen bis weit ins Erwachsenenleben – nicht nur gegenüber ihren Lebenspartner_innen sondern auch gegenüber Vater Staat oder Mutter Partei, welche auch immer das sein mag, also nicht nur politische. Je weiter weg diese Elternersatzobjekte stehen, desto eher wachsen diese Phantasien. Das beginnt bei abwesenden Vätern und endet in Verschwörungstheorien wie etwa über die Illuminaten etc. Wenn sich Jugendliche so Mitte des zweiten Lebensjahrzehnts von Elternfiguren „ablösen“, zeigt sich begleitend meist Enttäuschung, Entillusionierung, Protest und Flucht – und sei es nur in die virtuellen Welten des Internet. (Manche „Braven“, die das in der Adoleszenz verabsäumt haben, holen die nötige Ablösung, um ihre ureigene Individualität zu suchen, im „Wechsel“ nach und opponieren dann gegen ihre Partnerpersonen, beruflich Vorgesetzten oder „die Gesellschaft“ überhaupt.)

Solchen Absetzbewegungen kann man zuvor kommen, indem man auf Paternalismus (Eigenverantwortung einschränkende Staatsfürsorge) und Zentralismus (kontaktunterbindende steile Hierarchien mit einem allumfassenden räumlichen Zentrum) verzichtet und stattdessen zeit- und ortsnah Kommunikation und Problemlösung ermöglicht.

Als mein Ehemann Reinhold Perner als Öffentlichkeitsarbeiter für „seinen“ Stadtrat Peter Schieder 1978 das Bürgerservice erfand (das Helmut Zilk als Bürgermeister dann 1984 in Bürgerdienst umbenannte) und im Rathaus sein Bürgerbüro für Direktinformation der Bevölkerung (und auch als Handreichung für potenzielle Bürgerinitiativen) einrichtete, gab es Widerstand der Floridsdorfer Bezirksräte, die darin eine Umgehung der politischen Hierarchie sahen. Aus ihrer Sicht sollte sich die Bevölkerung wie gewohnt mit ihren Anliegen an sie wenden und sie würden das dann an den Bezirksvorsteher und der an den Bürgermeister weiterleiten, der dann wieder die Beamtenschaft zu Stellungsnahmen auffordern würde … worauf der ganze Prozess wieder umgekehrt ablaufen würde … Mein Ehemann hingegen wollte den Prozess enthierarchisieren und beschleunigen, vor allem aber die Verwaltung mit einem neuen Servicecharakter profilieren und längerfristig gleichartige Öffentlichkeitsarbeiter in den Bezirken installieren. In meinem Konzept „Präventionsmanagement“ aus 2007 sind diese Funktionen beinhaltet, jedoch mehr auf gesundheits- und sicherheitspolitische Ziele fokussiert und nicht auf eine Berufsgruppe beschränkt sondern für alle Interessierten mit einschlägigen z. B. ehrenamtlichen Erfahrungen offen.

Dezentralisierung bringt zwar möglicherweise mehr emotionale Herausforderungen / Belästigungen für diejenigen, die sich in diesem Feld engagieren, dafür aber frühzeitige Kenntnis von Veränderungsbedarf, und das zählt auch zur Gewaltprävention.