Damit es kein Missverständnis gibt: Ich finde es gut, eine Meldestelle einzurichten, an der weitergeleitete Hasspostings gesichtet und allfällig strafrechtlich verfolgt werden können. Aber … aber ich erwarte mir keine Problemlösung dadurch. Zwar wäre es wichtig, statistische Daten zu erhalten, damit das Phänomen exakt beziffert und bewertet werden kann – aber werden wirklich alle, die davon betroffen sind, immer alles melden? Und nach welchen Kriterien: Wo fängt eine Aussage oder Aufforderung an, den Rahmen dessen, was ohnedies als Medieninhaltsdelikt strafbar ist, zu überschreiten? Nach der Strafrechtsreform 2016 ist die Absicht entscheidend – nur: Gedanken sind bekanntlich frei (und je gebildeter jemand ist, desto besser kann er oder sie Bosheit sprachlich elegant tarnen). Und: Der Empfänger bestimmt Inhalt und Wirkung einer Botschaft (nachzulesen bei Paul Watzlawick u. a., „Menschliche Kommunikation“).

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Angeblich „schielte“ Bundeskanzler Kern auf das Handy des Innenministers und konnte lesen, dass dieser eine SMS seines Parteiobmannes erhielt, wie er sich in der Frage der Bildungsmilliarde zu verhalten habe – zumindest las ich das so in den Salzburger Nachrichten (23. 7. 2016). Jedenfalls hätte dies Kern launig auf einer SPÖ-Veranstaltung in Vorarlberg zum Besten gegeben.

Mir sind solche Scherze schon in der Zeit, in der ich selbst SPÖ-Mandatarin war, unangenehm aufgestoßen.

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Ein Hinterbliebener von Opfern des Germanwings-Flugzeug-Absturzes März 2015 in den Ardennen habe gegen die Eltern und Freundin sowie Hausärztin des suizidalen Piloten Strafanzeige getätigt, weil sie trotz Kenntnis der vielen Besuche bei Psychiatern nichts gegen dessen Fluguntauglichkeit unternommen hätten.

Aber was hätten sie realistischerweise tun können? Gütlich einreden? Das hätte erfahrungsgemäß Widerstand und Abschottung ausgelöst, um die fragile Selbstachtung zu bewahren. Beim Arbeitgeber vernadern? Oder bei der Polizei? Das kann doch nicht wirklich in Erwägung gezogen werden – auch wenn manchen Leute nichts Besseres einfällt! Was wir nämlich nicht wissen ist, ob all dies nicht ohnedies angedroht wurde und Auslöser für die Verzweiflungstat war, die Maschine samt 149 Passagieren in den Crash zu steuern … wir wissen ja nur die Fakten, nicht die Motive. Zu denen spekulieren wir … auch wenn wir möglicherweise ganz richtig „phantasieren“.

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Warum ich mich noch nicht zu den letzten Terroranschlägen zu Wort gemeldet hätte, wurde ich gefragt.

Weil ich mich nicht gleich in die Reihe der Verschwörungstheoretiker einreihen mag sondern erst abwarten will, bis offiziell bestätigte Fakten vorliegen – denn natürlich fantasiere ich ebenso wie die meisten am Zeitgeschehen Interessierten, wer und welche Absichten im Einzelfall dahinter stecken. Aber ich versuche auch, eine Zukunftssicht zu wagen, aus der heraus ich Konzepte entwickeln kann, wie wir alle dieser globalen Gefahr begegnen könnten.

Zuerst, so denke ich, müssen wir uns wohl von dem Anspruch auf friedliche Sicherheit, den wir uns seit Ende des Zweiten Weltkriegs – vor allem auch dank des Friedensprojekts Europäische Union! – erworben haben, weg hin zu einer realistischeren Weltsicht entscheiden. Zumindest in den Großstädten muss man mit latenter Terrorgegenwart rechnen – wie im Mittelalter, als die Meuchelmörder hinter jeder Ecke lauerten.

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„Autolenker prügelt torkelnden Fußgänger“ lese ich heute im Kurier: Der betrunkene Mann war „beim Vorbeifahren“ gegen dessen Auto gestoßen. Der hielt daraufhin an und soll laut Augenzeugen den Mann auf die Straße geworfen, ins Gesicht geschlagen und ihm eine blutende Wunde zugefügt haben.

Eigentlich wäre es wohl angebracht gewesen, dem Alkoholvergifteten Hilfestellung zu leisten (auch wenn sich der vermutlich dagegen gewehrt hätte, wie das bei Nichtzurechnungsfähigen quasi als letzter Rest von Selbstbehauptung oft vorkommt) und dafür zu sorgen, dass er wohlbehalten nach Hause gebracht wird.

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Ich bin eine bekennende Legasthenikerin. Konkret: Mein Hirn kann zwar rechtschreiben – oder heißt es Recht schreiben? flüstert mein Fehlerteufel, und die Juristin in mir (das ist ja mein Erstberuf von bislang sieben ordentlich erlernten) beschwichtigt, das gehöre zu meinen legistischen Initiativen, aber nicht in den Alltag – nur meine rechte Hand („das schöne Handi“ hieß es in meiner Volksschulzeit) stellt gerne Buchstaben um. Zahlen sowieso. Ich habe daher eine Schul-Biographie des Ausgespottetwerdens, wenngleich ich schon während des Schreibens auf der Tafel (oder heute auf Flipcharts) zu korrigieren pflege. „Pass besser auf!“ und „Bemühe Dich mehr!“ hieß es damals andauernd – immerhin bin ich ein doppeltes Lehrerkind.

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Geplante Verbrechen haben es an sich, dass sie getarnt werden – sonst könnte man sie ja verhindern.

Wir werden uns also daher daran gewöhnen müssen, selbst wieder auf die „wilden Tiere“ im Großstadt- und Internet-Dschungel zu achten – und nicht (nur!) nach Schutzleuten und -einrichtungen zu rufen.

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Zuerst: Ich finde es gut, dass die Medienfrauen – ein österreichweites Netzwerk schreibender Frauen – zu einem Flashmob gegen sexistische Hasspostings in sozialen Medien vor der Wiener Karlskirche aufgerufen haben.

Und es ist typisch, dass es Frauen sind, die aktiv werden – denn Hasspostings betreffen auch Journalisten – nur neigen Männer dazu, als „standhafte Soldaten“ viel zu viel von eigentlich Unerträglichem auszuhalten, um Stärke und Unverwundbarkeit zu demonstrieren.

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Auch ich war früher – als ich noch Kommunalpolitikerin, Mandatarin und Landtagskandidatin einer politischen Partei in Wien Favoriten (das damals als „die drittgrößte Stadt Österreichs“ politischen Führungsanspruch erhob) an Wahlen eingesetzt, allerdings nie als Wahlbeisitzerin. Das war mein Ehemann, einige Male sogar Wahlleiter, denn er war Gemeindebediensteter – und daher bekam er auch eine finanzielle Abgeltung für diese Arbeit, und das war damals gar nicht so wenig (und für uns junges Ehepaar mit kleinen Kindern eine große Wohltat). Ob er dafür eingeschult worden war, weiß ich nicht … ich jedenfalls saß ungeschult aber angeleitet in den Räumen der Bezirkspartei und musste regelmäßig in den Wahllisten abstricheln, wer von den Parteimitgliedern bereits gewählt hatte. Das wurde uns regelmäßig von Kolleg_innen, die in die Wahllokale nachfragen gingen, mitgeteilt – und um 16 h, eine Stunde vor Wahlschluss, begannen dann die „Schlepper“ diejenigen Parteimitglieder aufzusuchen, die noch nicht zur Wahl gegangen waren. Dass sie natürlich „die Partei“ wählen würden, galt als unbestritten … war es aber nicht, wie ich immer wieder vertraulich erfuhr.

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Es wären vor allem die Älteren in ländlichen Umgebungen Englands gewesen, die für den Austritt Großbritanniens aus der EU gestimmt hätten, meldeten die Zeitungen nach dem „Sieg“ der EU-Gegner nach der Volksabstimmung. Junge, Städtische und Gebildete hingegen hätten für den Verbleib gevoted.

Das wundert mich nicht: Es ist ein Unterschied, ob man im Austausch mit anderen Gleichaltrigen aus ganz Europa und darüber hinaus aufgewachsen ist – oder mit den traditionellen Feindbildern des 20. Jahrhunderts, die durchgängig von Nationalismus geprägt waren.

Nationalismus betrachtet die WIR als überlegen und die ANDEREN als all das, was man bei sich selbst nicht wahrnehmen will.

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