Als sie zu dem neugeborenen Jesuskind kamen, brachten die drei Sterndeuter – also Astrologen, später zu „Königen“ entschärft – Weihrauch und Myrrhe, duftende Kostbarkeiten, mit (Matthäus 2, 1–12). Dieses Räucherwerk diente traditionell zur Vertreibung von Dämonen und Schutz vor bösen Geistern.

Weiterlesen

Wir leben in einer Zeit der Schlagworte – „Eyecatcher“ oder auch „Earcatcher“, wenn sie uns „um die Ohren geschlagen“ werden oder „die Augen aushauen“ und quasi „ blind“ machen. Mit dem Wort „blind“ wird im Deutschen der Automatismus angesprochen, dass bei starker emotionaler Erregung die Vernunft schrumpft bis verschwindet: blind vor Angst, blind vor Wut, aber auch blind verliebt.

Weiterlesen

Von Joachim Ringelnatz gibt es ein Gedicht („Die Riesendame der Oktoberwiese“), darin heißt es gegen Ende: „Da nahte sich mit wohlgebornen Schritten / Der Elefant vom Nachbarzelt. / Und sagte: „Emmy, schwerste Frau der Welt, / Darf ich um einen kleinen Beischlaf bitten?“ / Diskret entweichend konnte ich noch hören: / „Nur zu! Beim Essen kann mich gar nichts stören!“

Daran musste ich denken, als ich heute im Standard den Bericht „Schweden sollen vor Sex um Erlaubnis bitten“ Weiterlesen

Wenn man die verschiedenen Formen von Gewalt zu ihrem Ursprung zurück verfolgt, findet man einen „Vergleich“: Irgendwer legt fest, wie etwas zu sein hat – „richtig“ bzw. „besser“ ist und wertet ab, was dieser Vorstellung nicht entspricht. Daraus ergibt sich dann folgende „Auslösesituation“: Irgendwer fühlt sich gegenüber einem oder einer anderen benachteiligt bzw. nicht wertgeschätzt („be- oder geachtet“, was bedeutet: nicht wahrgenommen, beantwortet oder auch anerkannt und berücksichtigt), und daraus können sich unterschiedliche Selbstbehauptungs- oder gar Selbsterhöhungsstrategien und -taktiken entwickeln und leider auch eskalieren.

Weiterlesen

In den Salzburger Nachrichten vom 18. Dezember erklärt die Kolumnistin Karin Portenkirchner das mangelnde Blinken vieler Autofahrer damit, dass es „uncool“ sein – des „nervigen“ Geräusches wegen, das es verursache – oder weil sich dahinter möglicherweise eine „Sehnsucht nach Privatheit“ verberge, „es muss nicht jeder alles wissen“. Interessanter Ansatz, letzterer, finde ich: Da kann nämlich auch noch ein versteckter Machtwahn zum Ausdruck kommen, der in etwa lautet „Für die Surm (= Dummköpfe) hinter mir blinke ich doch nicht!“

Weiterlesen

Als (vom Erstberuf) Juristin weiß ich, dass man alles in Gesetzestexte kleiden kann – egal ob es sinnvoll ist oder nicht. Es sind politische Entscheidungen – und diese an Gerichte weg zu delegieren, finde ich problematisch.

Menschen, die zusammenleben und dauerhaft Verantwortung für einander oder auch für Kinder – oder andere obsorgebedürftige Menschen – übernehmen wollen, dafür einen rechtlichen Rahmen zu bieten, ist sinnvoll. Sinnvoll wäre es aber auch, Dauerhaftigkeit zu definieren und klare Konsequenzen festzulegen, wenn sich jemand der übernommenen Verantwortung entzieht. Weiterlesen

Noch-Arbeitskammerpräsident – das „noch“, weil er bereits seinen Rücktritt angekündigt hat – Rudolf Kaske, der sich auf Namenstafeln gerne als „Rudi“ verharmlosen lässt, hat wieder einmal Worte von sich gegeben, über deren Bedeutung man geteilter Meinung sein kann: Er zitierte „das Sprichwort“ (welches allerdings den Prophetenworten der Bibel, nämlich Hosea 8,7 entstammt) „Wer den Wind sät, wird Sturm ernten“.

Weiterlesen

Manche sehr konservative Menschen reagieren impulsiv abwehrend, wenn sie mit neuen Sichtweisen konfrontiert sind. In der Sprache des Volksmundes heißt es dann „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ – und derartige Vorsicht ist ja auch durchaus sinnvoll und klug.

Solch eine neue Sprachsensibilität besteht z. B. auch darin, zwischen (englisch) Sex – dem biologischen Geschlecht – und Gender – dem sozialen, durch Gesellschaft (vor allem Erziehung) und Kultur geprägten Geschlecht – zu unterscheiden, nämlich dort, wo es wichtig ist. Weiterlesen

„Entweder ist die Umwelt immer böser zu uns, oder wie reagieren immer empfindlicher auf die Umwelt“, schreibt Andreas Schwarz am heutigen Montag auf Seite 1 im Kurier, um dann darüber zu ätzen, dass sich viele Menschen als Allergiker ausweisen. Besonders der Hinweis, es gäbe jetzt „sogar“ ein „Gegenmittel“ gegen Apfelallergie, lässt ihn die Symptome „Schwellungen, Rötungen, Bläschen und Juckreiz“ mit Pseudomitleid – „wirklich arm“ – verbinden.

Bei allem Verständnis, dass es nicht so leicht ist, ein Thema fürs „Ohrwaschel“ auf der Seite 1 einer Tageszeitung zu finden, frage ich mich, was diese Abwertung der Gesundheitsbeeinträchtigung durch allergische Reaktionen bezwecken soll: Weiterlesen

Als ich noch Gerichtssachverständige war, wurde ich einmal gebeten, das Gutachten eines prominenten Kinderpsychiaters zu bewerten, der in Beantwortung der Frage, ob einem Vater, dem sexuelle Übergriffe auf seinen sechsjährigen Adoptivsohn vorgeworfen wurden, Besuchsrechte eingeräumt werden sollten, in etwa geschrieben hatte: Dies wäre unbedingt zu befürworten, denn dieser sei ja Diplomat, beherrsche mehrere Sprachen und könne das Kind daher besonders fördern. Die Mutter sei zwar auch Akademikerin aber doch schon einige Jahre nicht mehr im Beruf und daher könne man von ihr solch eine Förderung nicht erwarten.

Weiterlesen