Sie werden immer mehr: Männer, aber zunehmend auch Frauen, die auf fremde Erwachsene eindreschen, wenn diese nicht „folgen“.

Der 37jährige Wiener, der mehreren Frauen mit der Faust ins Gesicht schlagen wollte, ärgerte sich, dass diese ins Handy schauten oder mit dem Smartphone Musik hörten. Sie würden ihn nur „aufhalten“, schrieb die Zeitung Österreich (07.09.2019, Seite 12), und: „Die Frauen schauen die ganze Zeit ins Handy, und wenn ich sage, dass sie aufhören sollen, haben sie das auch gefälligst zu tun.“ Mich erinnert das an den ORF-Redakteur, der mich am 9. Februar 2017, als ich als Festrednerin beim Eintreffen in der Wirtschaftskammer Burgenland genau so niederschlug, als ich mich auf den einzigen freien Sessel gleich neben dem Eingang zum kurz Verschnaufen niedersetzen wollte (in der ersten Reihe war wie üblich ein Platz für mich reserviert). An den Folgen davon leide ich heute noch (u. a. 30% vermindertes Hörvermögen links).

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Zum Foto des Jahres 2018 wurde ein Bild von John Moore gewählt, dass ein etwa 2jähriges  Mädchen zeigt, das herzerweichend weinend vor seiner Mutter steht, die gerade von einer US-Grenzbeamtin der Leibesvisitation unterzogen wird. Dazu titeln die Salzburger Nachrichten (7. September 2019, Seite 8): „Ein Mädchen erschrickt an der US-Grenze“. Das empfinde ich als Fehlinterpretation.

Wer Erfahrung mit so kleinen Kindern hat, erkennt aber sogleich: Das Mädchen erschrickt nicht — es ist verstört, desorientiert und verzweifelt.

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In einer US-Schule dürfen zwar die Harry-Potter-Bände in der Bibliothek bleiben – aber die Jugendlichen dürfen sie nicht mehr lesen. Diesen Rat hat ein Exorzist der katholischen Schule St. Edwards im Bundesstaat Tennessee gegeben, las ich in den Salzburger Nachrichten, denn: Die in den Büchern gebräuchlichen Flüche und Zaubersprüche sind tatsächlich Flüche und Zaubersprüche; werden sie von einem Menschen gelesen, besteht die Gefahr, dass sie böse Geister in der Umgebung desjenigen heraufbeschwören, der den Text liest.“ (4. September, Seite 6).

Diesen „bösen Geist“ haben sie offensichtlich bei dem Exorzisten hervorgerufen – wie sonst käme er zu der Vermutung? Empirische Studie wird er wohl keine gemacht haben … und die meisten Menschen neigen dazu, alle Erscheinungsformen des Lebens mit ihrer eigenen biographischen Erfahrung zu vergleichen und zu bewerten (außer sie sind durch jahrelange psychoanalytische Selbsterfahrung darauf trainiert, die üblicherweise unbewussten Reaktion synchron wahrzunehmen und kritisch auf ihren Vorurteilsgehalt zu überprüfen).

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Irgendein Bühnenstar, männlich, ich glaube, es war Harald Juhnke, sagte einmal in einer Fernsehsendung über üppige Frauen: „Von einer schönen Frau kann gar nicht genug da sein!“

Daran musste ich denken, als sich anlässlich der fulminanten Darstellung von Offenbachs Eurydike in „Orpheus in der Unterwelt“ bei den Salzburger Festspielen ein Shitstorm über die amerikanische Koloratursopranistin Kathryn Lewek hervorbrach – aber nicht von irgendwelchen Patschenpaschas vor den Fernsehschirmen sondern von vorgeblich professionellen Musikkritikern in vorgeblichen Qualitätsmedien (Salzburger Nachrichten, 30.08.2019, Seite 7). Dass sich die Künstlerin dagegen mutig wehrte und sich nicht nur als erst kürzlich geboren habende Mutter outete sondern auch ihre Verletztheit öffentlich machte, zeichnet sie neben ihrer gesanglichen Leistung auch als doppelt couragiert aus. Immerhin gibt sie damit mehrfach Vorbild für Frauen, sich nicht „etikettieren“ zu lassen (Männer werden das höchstens im Wahlkampf von unfairen politischen Gegnern, die mit psychiatrischen Diagnosen um sich schmeißen, siehe newsletter@reply.oe24.at, „Brutalo-Duell zwischen Kickl und Brandstätter“), sich zu verbitten, an ihrem Äußeren und nicht an ihrer beruflichen Leistung gemessen zu werden, und dazu zu stehen, nach einer Geburt nicht gleich zur Fettabsaugung zu hasten (falls frau sich das überhaupt leisten kann) um dem männlichen Auge wohlgefällig zu sein.

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Er habe sich nichts dabei gedacht, sagte der 15jährige zur Polizei, der in Seewalchen am Attersee eine Schnur über einen Rad- und Gehweg gespannt hatte. Ein E-Biker war dadurch zu Sturz und Verletzungen gekommen (Der Standard, 26.08., S. 8). Ähnlich argumentieren diejenigen, die von Balkon oder Fenster aus in die Luft schießen oder sonst irgendwie „spontan“ ihren „Eingebungen“ folgen.

Das Wort „Eingebung“ beinhaltet im Gegensatz zu „Idee“, dass man keinerlei Ansatz einer Verantwortung „spürt“: Es fehlt die neuronale Verknüpfung des geistigen Bildes oder des emotionalen Zielgefühls mit dem verantwortlichen Ich. Was heißt das konkret? Bevor man sich im Stillen – im sogenannten „inneren Dialog“ – Handlungsanweisungen, Gebote oder Verbote gibt, hat man einen Sinneseindruck: Man sieht, hört, spürt, riecht oder schmeckt etwas und das löst eine Empfindung aus, nämlich „angenehm“ (und eventuell den Impuls „näher ran“ bzw. „in Besitz nehmen“) oder „unangenehm“ („nur weg hier“ oder „schnell kaputt machen“) oder zumindest „interessant („mehr herausfinden“). Das läuft sekundenschnell und meist unbewusst ab – es wird noch nicht „behirnt“. Um nicht nur auf Stammhirnniveau wie ein Tier auf „Reize“ zu reagieren, braucht es ein minimales Quäntchen Zeit um sich bewusst zu entscheiden, ob und wie man handeln will.

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Es gibt Worte, die prägen sich sofort ins Gedächtnis ein und werden unbedacht immer wieder ausgesprochen (oder geschrieben) – und das, obwohl die Vernunft sofort aufzeigen müsste, dass sie destruktiv dramatisieren oder gar schlicht Unwahrheiten transportieren.

Meist sind das Worte, die entweder stark lautmalerisch wirken oder mit emotionalisierenden geistigen Bildern verbunden sind. Eines dieser dramatisierenden Worte ist „sprengen“. Gibt man es auf google ein, finden sich etliche Meldungen, in denen von vergangenen oder künftigen Sprengungen von Regierungen die Rede ist – dabei würde das Wort „auflösen“ genügen, eventuell auch „beenden“. Diese korrekten Formulierungen würden allerdings voraussetzen, dass man darauf verzichtet, eine Person zu verteufeln anstatt die auslösenden Situationen und alle daran Beteiligten genau unter die Lupe zu nehmen. So beklagte Altvizekanzler Mitterlehner in der PRESSE, dass der damalige Außenminister Kurz die Regierung sprengen wollte (https://diepresse.com/home/innenpolitik/5613760/Reinhold-Mitterlehner_Kurz-wollte-die-Koalition-sprengen und viele gleichlautende Meldungen) und ebenso findet man unzählige Medienauszüge, in denen Wolfgang Sobotka als Sprengmeister bezeichnet wird. Beim 186. und ersten erfolgreichen Misstrauensantrag in Österreich vom Mai 2019 fehlt dieses Wort – obwohl für Maria Stern als Obfrau der initiativen Liste „Jetzt“ (die diese Erstposition ja auch oft genug für ihre Partei und sich reklamiert hat) der Titel Sprengmeisterin wohl respektvoll angemessen wäre, da sie ja in der entsprechenden Legislaturperiode kein Mandat bekleiden „durfte“, also doppelt initiativ sein musste.

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profil 35/19 zeichnet sich durch einen Themenschwerpunkt zur political correctness aus, und da findet sich im Beitrag von Sven Gächter (Seite 31) die Frage: „Warum aber polarisiert das Konzept der politischen Korrektheit so ungemein?“, worauf er antwortet: „Kaum etwas ist für den Menschen so vertraut und selbstverständlich wie die Sprache. Wenn er in dieser Selbstverständlichkeit gestört oder gar erschüttert wird, aktiviert er instinktiv seine Widerstandskräfte.“, und er folgert: „Sprache bildet das Zentrum seines geistigen Immunsystems, das jede Herausforderung unvermittelt als potenzielles Infektionsrisiko wahrnimmt und entsprechend resolut bekämpft.“

Dem muss ich leider widersprechen. Es stimmt nicht – wie u. a. die freudige Übernahme sogenannter „neudeutscher“ Worte, rudimentärer Sätze, vor allem aber NLP-designter Sprachschöpfungen beweisen. (Sprachanalysen waren übrigens wesentlicher Teil meiner Arbeit als Professorin für Gesundheitskommunikation an der Donau Universität und sind es weiterhin s. die „Briefe gegen Gewalt“ 34 bis 41 auf www.haltgewalt.at.)

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Am Samstag, 17. August, gab es beim Familienfest der SPÖ Groß Enzersdorf ein „lustiges“ Dosenschießen, entnehme ich dem Kurier vom 19. August: Die Dosen waren nämlich mit den Gesichtern der MinisterInnen der letzten, türkis-blauen, von mir „Ozean-Regierung“ benannten Verwaltungsspitze beklebt.

Gab es so was nicht immer wieder im militärischen Bereich – Bilder von Gegnern zum Zielschießen?

Erklärt das, weshalb sich der niederösterreichischen SPÖ-Vorsitzende, gelernter Polizist, lachend neben dem Dosenturm ablichten ließ? Und die Aktion erst später nach Protesten als „keine besonders kluge“ abwiegelte?

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Jetzt hat er also auch Superstar Plácido Domingo „erwischt“ – der Vorwurf der sexuellen Belästigung.

Zuerst: Ich finde es gut, dass die Los Angeles Opera, wo Domingo als General Manager wirkt, einen Unabhängigen Untersuchungsausschuss installiert hat, um die Vorwürfe zu untersuchen – hoffentlich in Konfrontation von „Klägerin“ und „Beklagten“, denn nur deren „Erzählungen“ zu lauschen ohne zu erleben, wie die KontrahentInnen wirken, wenn sie einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen, schafft bloß einseitige Phantasiebilder bzw. Manipulationsversuche.

Zur Manipulation zähle ich auch, wenn manfrau die persönliche Vergangenheit der gegenwärtigen Sicht anpassen will. (Wenn man(n) beispielsweise wie seinerzeit Boris Becker von „Samenraub“ sprach statt Verantwortung für seine verhütungsfreie Spontaneität bzw. Bequemlichkeit zu tragen.) Zur Manipulation zählt aber auch, wenn man nicht zwischen traditionellem Balzverhalten, folie à deux und reiner Erpressung unterscheidet.

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Wenn etwas passiert wie der Brandanschlag auf Räume der FPÖ St. Pölten, beginnen wohl nicht nur die ermittelnde Polizeibeamtenschaft sondern auch Hobbydetektive nachzusinnen, wer wohl die Attentäter gewesen sein könnten. Dass sich in Wahlkampfzeiten dabei auch Phantasien aufdrängen, es könnte eine Selbstinszenierung als „Opfer“ gewesen sein, ist genauso eine kreative Gedankenleistung wie die Hypothese, eine andere Partei könne dahinter stecken oder, dritter Rösselsprung, genau diese könne es gewesen sein, die die Legende von der Selbstinszenierung aufgebracht hat … PsychoanalytikerInnen würden dazu sagen, dies alles sei „seelisches Material“ und sage daher Vieldeutiges über die Wünsche und Ängste derjenigen Person aus, die sich diesen Gedankenspielereien hingibt. Juristisch sind es Arbeitshypothesen, die man im Hinterkopf bewahrt – sie könnten sich wider Erwarten ja doch bewahrheiten.

Im Hinterkopf heißt: Nicht im Vorderkopf, dort, wo sich der Mund befindet.

Den sollte man halten solange man keine Beweise hat – oder man muss sprachlich klarstellen, dass man phantasiert. (Ich sage in solchen Fällen „Ich phantasiere“, oder „vermute“, oder „unterstelle“ – und manchmal protestiert dann mein jeweiliges gegenüber „Das ist aber eine Unterstellung!“ und ich antworte dann, „Sagte ich ja!“)

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