Kanadas Premierminister Justin Trudeau (* 1971) hat sich entschuldigt, dass er als Junglehrer 2001 bei einem Kostümfest als Aladin mit geschwärztem Gesicht aufgetreten ist. Verständlich – er befindet sich derzeit im Wahlkampf. Den Vorwurf, rassistisch (gewesen) zu sein, möchte er nicht auf sich sitzen lassen. Er könnte Wählerstimmen kosten. (http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/justin-trudeau-aladin-hat-aerger-16396533.html )

Ich (* 1944) muss zugeben, auch ich bin bei einem Adventspiel 1951 (2. Klasse Volksschule) als Mohrenkönig mit dunkel gefärbtem Gesicht aufgetreten. Aber ich entschuldige mich nicht – weder mit dem Hinweis, dass mich meine Mutter so hergerichtet hat, noch mit Hinweis darauf, dass es damals ganz normal war, sich auf Opern- oder Theaterbühnen der Rolle entsprechend z. B. als Othello oder Madam Butterfly das Gesicht zu schminken.

Rassistisch finde ich nämlich, darauf zu bestehen, dass nur jemand der gleichen Ethnie solch eine Rolle darstellen dürfe Weiterlesen

Während die Spesenrechnungen der Familie Strache im Scheinwerferlicht der Medienberichterstattung  glitzern – immerhin steht der möglicherweise ungerechtfertigte Vorwurf unrichtiger Abrechnungen im Raum und kann durch die Erhebungen falsifiziert oder verifiziert werden – scheint das Streiflicht auf Thomas Drozdas Porsche 911 nur ein Funserl, obwohl schon interessant wäre, wann und auf welche Weise er das Superauto erworben hat. Auch bei seiner Luxusuhr war das keine Frage, und das zu Unrecht aus dem Ministerium in die Parteizentrale transferierte Riesengemälde hatte er ja zurückerstattet.

Schönheitssinn ist immerhin eine Kulturleistung – und Politiker sollten da ja auch Vorbilder sein!

Damit kein Missverständnis entsteht: Ich bin sehr dafür, dass unsere Regierungsspitzen österreichische Produkte bewerben und gegebenenfalls auch gesponsert bekommen – bei ausländischen allerdings, finde ich, sollte sich das selbst bei EU-Geschwister-Produkten in Grenzen halten. Ich finde auch, dass jeder Mensch – frei nach Viktor Adlers Forderung nach Schönheit bei der Eröffnungsrede des Favoritner Arbeiterheims – ein Recht auf Schulung und Praktik des sogenannten ästhetischen Empfindens haben sollte, besonders diejenigen, die nicht das Glück hatten, in kulturbeflissenen Elternhäusern aufzuwachsen. (Diesem Ziel diente ja auch die Möglichkeit, sich Kunstwerke aus der Artothek für daheim ausleihen zu können … leider vergaßen halt einige s. o. diese zurück zu geben …) Kontrast: Es gab einmal einen Wiener Bürgermeister, der bekam von einem dankbaren „Freund“ einen weißen Jaguar (Automobil)  geschenkt – und weil ihm das peinlich war und er ihn nicht fahren wollte, weil er fand, das passe nicht zu seinem Ideal-Ich, gab er ihn als Dauerleihgabe an seinen Pressereferenten weiter.

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Der deutsch-US-amerikanische Soziologe und Psychoanalytiker Erich Fromm (1900–1980) führte in „Anatomie der Destruktivität“ eine bislang unerhörte Unterscheidung ein: Unter dem Namen „Nekrophilie“ –  der bisher für den sexuellen Drang nach Geschlechtsverkehr mit Toten verwendet wurde – summierte er die Angst vor dem Lebendigen und stattdessen leidenschaftliche Hingabe an Totes wie beispielsweise Maschinen (wie Autos – oder derzeit Telekommunikationsgeräte).  Während etwa diejenigen Menschen, die Lebendiges lieben – er nannte sie „Biophile“ – sich an anderen Menschen, Tieren, Blumen, Landschaften etc. erfreuen, bevorzugt es der „Nekrophile“, sie zu fotografieren und als „totes“ Bild in ein Album zu kleben (wenn überhaupt).

Daran musste ich denken, als ich las, dass zehn „Wanderbäume“, die für bessere klimatische Bedingungen in benachteiligten Wiener Stadtzonen sorgen sollten, und die Dienstag vom 5. in den 2. Bezirk „gewandert“ waren, in der Nacht zu Mittwoch umgehackt wurden – vermutlich, so die Erklärung, aus Wut, weil sie Parkplätze „besetzen“.

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Unter mentaler Gewalt verstehe ich (ergänzend zu körperlicher, seelischer aber auch finanzieller und struktureller Gewalt) bewusste geistige Verdummung. So etwas reicht von „kreationistischem“ Schulunterricht (wenn etwa naturwissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert werden und fest behauptet wird, die Welt wäre tatsächlich – also nicht nur als poetisches Gleichnis – von einem Schöpferwesen in sieben Tagen erbaut worden) bis zu den Gehirnwäschen in kommunistischen Diktaturen (wie z. B. Mao Zedongs China). Manches, was heute als Satire verteidigt wird, fällt für mich auch unter diesen Begriff – dann wenn damit Wunschdenken oder Propaganda als Realität beschrieben und als „Spaß“ verteidigt wird – oder, wie im Falle von Heiratsschwindlern, als Zukunftsversprechen.

Sprung in die Gegenwart der Politikerversprechen: Gelegentlich bekomme ich den Kontrastnewsletter, ein Produkt aus dem Parlamentsklub der SPÖ (das Nachfolgeprodukt des „Kontrast-Blogs“ unter Christian Kern).

Dabei  registriere ich genau, welche anderen davon ich nicht erhalte, die aber von hyperaktiven alten SP-FreundInnen auf Facebook breit gespamt werden (Scherz!).

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Als der freiheitliche Abgeordnete Wolfgang Zanger Ende März dieses Jahres Gewerkschafter als „Beidln“ bezeichnete, empörte sich der Nationalratspräsident wie auch viele Abgeordnete zu Recht (siehe meinen „Brief“ Nr. 26 „Sprachkotzen“ vom 31. 3.) – er selbst hingegen zeigte sich ob der Aufregung verwundert.

Abgeordnete, darin ist sich die breite Bevölkerung einig, sollen Vorbilder sein – vor allem auch in ihrer Sprache. Sie darf ruhig pointiert sein – aber nicht ordinär. In der Intimität der Abgeordnetenzimmer mag es tolerabel sein, wenn sich jemand von seinem Seelenmüll befreit, seine Umgebung wird aber dort davon vermutlich nicht „kontaminiert“, weil sie sich vermutlich an deftiger Wortwahl gegenüber Gegnern köstlich delektiert. Anders ist das dort, wo man Österreich vor der ganzen Welt repräsentiert – immerhin werden Nationalratsdebatten medial übertragen, zitiert und kommentiert.

Wichtiger ist allerdings, dass man weiß: Alle, die sich mit diesen verspotteten Gegnern identifizieren – oder zumindest deren Integrität (so wie auch die eigene) geschützt wissen wollen – werden gesundheitlich geschädigt. (Infolge der Erkenntnisse der computergestützten Gehirnforschung wissen wir seit gut 10 Jahren – manche Richter aber offensichtlich nicht – dass psychologische Attacken vom Gehirn wie körperliche Beschädigungen verarbeitet werden;  nachzulesen bei Joachim Bauer, „Schmerzgrenze“.)

Gezielte verbale Verletzungen sind daher als vorsätzliche Straftaten gegen die Gesundheit, also Leib und Leben, zu werten.

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Da schreibt mir doch eine Leserin meiner Anti-Gewalt-Briefe auf meine private Mailadresse (Danke!) zu dem letzten, „LEHR-TRIEB“: „Die Partei, die Menschlichkeit auf ihren Plakaten propagiert, hat in den letzten Jahren die SEMMELWEISKLINIK geschlossen und das Denkmal „verscherbelt“; was mir persönlich sehr Leid tut, weil ich dort meine Kinder geboren habe und diese Frauenklinik aus meiner Sicht ein Symbol für Menschlichkeit war. Die Person Ignaz Semmelweis ist mit seiner Entdeckung der Ursachen des Kindbettfiebers als „Besserwisser“ bei seinen Chefs und der damaligen Obrigkeit abgeblitzt und wenn ich mich recht erinnere wurde sein Verdienst erst nach seinem Ableben anerkannt.“ (Originalschreibweise)

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So wie Mediziner „geadelt“ werden, wenn eine Krankheit nach ihnen benannt wird (siehe Alzheimer, Bechterew oder Crohn), finden auch andere Forscher Ewigkeits-Ruhm, wenn sie Namensgeber sind. Oft ist es mühselig, ein neues Wort – einen „Neologismus“ zu erfinden um eine Sichtweise zu beschreiben, die bisher noch nicht bewusst eingenommen wurde.

Andreas Salcher ist ein Meister für Neuwortschöpfungen. Klingt „Osterhasenpädagogik“  – „Der Lehrer versteckt das Wissen vor seinen Schülern, und die müssen danach suchen, ,so als ob‘ es Ostereier wären“ — nicht wunderbar? (Erweitere Neuauflage „Der talentierte Schüler und seine ewigen feinde“, Seite 15.) Oder „Michelangelo Prinzip“?, nämlich die Gefahr, sich zu niedrige Ziele zu setzen. Aber dann findet sich in seinem Buch auch der Ausdruck „Lehrer-Trieb“ (Seite 265) und da bin ich nicht sicher, ob diese Wort- bzw. Begriffsneuschöpfung von Salcher stammt – denn unter dem letzten Satz dieses Schlusskapitels steht ein anderer Name, aber dieser wird im Inhaltsverzeichnis nicht als Co-Autor ausgewiesen. Also musste ich erst googeln um herauszufinden, wer Alexander Doepel ist — jedenfalls auch fand ich ihn nicht in Pädagogikfeldern, eher in der Architektur, und da ich bekanntlich sehr kritisch bin, will ich schon Qualifikationen und Kompetenzen genau wissen – denn den kurzen Hinweis in der Danksagung am Schluss des Buches hatte ich überlesen (und vielleicht war das auch generell beabsichtigt).

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In der Politdiskussion mit Sebastian Kurz am 18. September in ORF II wiederholte Pamela Rendi-Wagner gebetsmühlenartig das Narrativ (ich könnte auch formulieren: baute sie an der Legende) vom „anderen Gesicht“ ihres Gegners, der sich, so extemporierte sie, vor Kameras freundlich gäbe, aber in Wirklichkeit eiskalt sei (wie wenn man nicht auch eiskalt freundlich sein könnte).

Die „Erzählungen“ der SPÖ von der sozialen Kälte der gegnerischen Parteien sind wohl allen aus den vergangenen Wahlkämpfen bekannt. Es ist eine Definition – und ein Reframing. (Reframing, auf Deutsch „Neuumrahmung“, ist eine psychotherapeutische Technik, etwas gezielt aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, Kameramanipulation miteingeschlossen.) So wird hier eine subjektive Körperempfindung als Umrahmung statt einer objektiven Bewertung von Planungsabsichten verwendet, die damit gar nichts zu tun haben. (Zu tun hätten sie dann, wenn etwa Wartebereiche in Sozialämtern etc. im Winter nicht mehr beheizbar gehalten würden um Besucher abzuhalten.)

Kälte und Wärme sind keine politischen Kategorien.

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Da lese ich doch soeben im Kurier (20.09.2019, Seite 5), Altkanzler Sebastian Kurz fordere, „Lehrer und Lehrerinnen müssen wieder Autoritätspersonen sein“, und um ihnen „den Rücken zu stärken“, solle es mehr „Unterstützungspersonal“ für Verwaltung und Sozialarbeiter geben und es sollten auch „die Grundwerte des Zusammenlebens unterrichtet werden“. Und er fordert eine Bildungspflicht statt Schulpflicht.

Abgesehen davon, dass es in Österreich – im Gegensatz zu Deutschland! – keine Schulpflicht gibt sondern eine Unterrichtspflicht (daher auch häuslicher Unterricht möglich ist), übrigens ein Denk-Fehler, den auch der selbsternannte Bildungsexperte Andreas Salcher in seiner Bestseller-Neuauflage „Der talentierte  Schüler und seine ewigen Feinde“ wiederholt macht! – sind diese Vorschläge ein Beispiel dafür, wie sich unbewusst das primäre geistige Bild vom „überlegenen“ Instruktor einschleicht, wenn es darum geht, „Verstöße“ oder „Gewaltexzesse“ im Schulsystem hintanzuhalten.

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Eigentlich wollte ich vorige Woche über den Sexismus des ÖGB-Präsidenten Katzian schreiben, der eine fast achtzigjährige Großspenderin der ÖVP als „Aufg’spritzte“ mit einer „Zwei-Millionen-Kette“ bezeichnete (Salzburger Nachrichten, 10.09.2019, Seite 2), gleichzeitig aber betonte, keinen Neid zu verspüren (https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5690118/Aufgspritzte_Heidi-Hortens-Anwalt-kuendigt-Klage-gegen). Ich wollte die Überheblichkeit des Spitzengewerkschafters kritisieren, dass Frauen über ihr Aussehen diskriminiert werden.

Nachdem Katzian sich umgehend entschuldigte, habe ich es sein lassen.

Gestern gab es das „Duell“ – weshalb diese Kriegs-Beschwörungen? Haben wir nicht ohnedies genug Gewalt im Alltag? reicht nicht „Konkurrentengespräch“? Dann würde der Stil, im konkreten Fall von Frau Rendi-Wagner – nicht so polemisch ausfallen – von ihr gegen Altkanzler Sebastian Kurz.

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