Im Fachblatt Nature Human Behavior wurde eine Studie vorgestellt, berichtet orf online (https://www.orf.at/#/stories/3148469/), wonach Versuchspersonen die selben Personen „auf den ersten Blick“ auf Fotos besser bewerteten, je nachdem, ob ihre Kleidung auf Armut oder Reichtum schließen ließ.

Leider wurde in dieser Meldung nicht erwähnt, ob bzw. wie die Geschlechterdifferenz zum Tragen kam – denn ich will doch annehmen, dass sowohl die Testpersonen wie auch die Menschen auf den Fotografien nicht nur einem Geschlecht zugehörten. Denn so wie eine inhaltlich gleich lautende Fachaussage von Männer meist anerkennend beantwortet, bei Frauen jedoch oft gar nicht zur Kenntnis genommen wird, wird ein Mann in lässiger Kleidung nicht unbedingt als „Leichtgewicht“ eingestuft, eine Frau aber schon (außer es handelt sich um Frauen deren gesellschaftlichen Status man kennt – man denke nur an Queen Elizabeth II in Gummistiefeln und Kopftuch!).

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Wenn man Gewalttaten zu ihrem Ursprung zurück verfolgt, kann man erkennen: Die Wurzel der Gewalt ist der Vergleich. Deswegen bezeichne ich auch das Geschehen zwischen Kain und Abel als „zweiten Sündenfall“. Das Wort Sünde kann von sondern wie absondern abgeleitet werden. Der erste Sündenfall – die erste Absonderung – wäre demnach das Herausfallen aus der konfliktfreien „Ein-heit“ (metaphorisch als Garten Eden symbolisiert) in die zwei-geteilte Welt (gut und böse, hell und dunkel, bei Mann und Frau kann man die analoge Reihenfolge schon in Zweifel ziehen …), und im zweiten wird Einheit als Alleinsein hergestellt, indem derjenige, der stört, beseitigt wird. Genau das ist das Problem – der Umgang mit dem, bei dem etwas anders ist als bei einem selbst.

Es ist schon erschreckend, wenn heutzutage – am Ende der zweiten Dekade des dritten Jahrtausends unserer Zeitrechnung – noch immer gleichgeschlechtlich liebende Männer, seltener Frauen, in „Konversionstherapien“ gezwungen werden, um ihnen den „Dämon der Homosexualität“ auszutreiben (https://www.youtube.com/watch?v=HZvGcvT0csc&feature=youtu.be). Wozu? Um nicht mit eigenen bigeschlechtlichen Tendenzen konfrontiert zu sein? Oder aus bevölkerungspolitischen Gründen – um in einer Zeit der Völkerwanderungen die „Mehreren“ zu sein? Oder um nicht in Verdacht zu geraten, vielleicht selbst …?

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[Um Missverständnisse zu vermeiden: Mir geht es hier um die Vorgangsweisen – nicht um die mir unbekannten Personen!]

Unter dem Titel „Estnischer Minister verspottet finnische Regierungschefin“ ist in den Salzburger Nachrichten (vom 18.12.2019, Seite 5) zu lesen, dass der estnische Innenminister Mart Helme (der rechtspopulistischen Partei RKRE) die Kompetenz von Sanna Marin als „Verkäuferin“ angezweifelt hat – sie hatte nämlich vor ihrem Studium (Verwaltungswissenschaften) im Verkauf gejobbt. Verkaufen zu können, ist nicht leicht – wenn man ein überheblicher, unfreundlicher oder auch spöttischer Mensch ist, das wissen alle, die schon mal als Kund*in (und damit auch als Wähler*in) von oben herab behandelt wurden, denn auch Politiker wollen ja ihre Ideologien oder wenigstens Wahlprogramme „verkaufen“ … oder auch sich selbst als „Stimm“ungskanone.

Was mich stört, ist, wenn eine Person auf irgendein nebensächliches Detail in ihrer Biographie fixiert wird – gleichsam ein verbaler Scheinwerfer dorthin gerichtet wird, wo man der Person Reputation zu nehmen hofft – wie z. B. bei Mag. Peter Sidlo, der wochenlang als „Bezirksrat“ – also dem löblichen Engagement in einem fast Ehrenamt – definiert wurde um ihn nachhaltig als inkompetent abzuqualifizieren (konkret einen einzigen Erfahrungsmangel ins Licht holte und alle bereits erworbenen Erfahrungen im Dunkel ließ) und erst als die Strategie des sozialen Mordes erfolgreich war, wurden nachträglich positive Begutachtungen öffentlich. Das erklärt, weshalb Politik oft als schmutziges Geschäft bezeichnet wird: Weil manche Bosnigel oder Kryptosadisten Freude daran haben, andere mit (ihrem dafür produzierten) Schmutz zu bewerfen. Das ist gezielte Gesundheitsschädigung – nicht nur für den (oft nicht einmal) „Konkurrenten“ sondern auch für dessen gesamte Familie und auch alle, die den gleichen Namen tragen. Ich hatte einst als Lektorin an der Universität Wien die Tochter eines aktuellen Ministers (der FPÖ) unter meinen Student*innen, und die bedankte sich einmal mitten in meiner Lehrveranstaltung, dass ich sie so wertschätzend behandle, denn im all den anderen würde sie angestänkert. Ich habe ihr geantwortet, ich hätte ja schon einige Male soziale Mordversuche überlebt und wisse daher, dass und wie das nicht nur die eigene Gesundheit beeinträchtige.

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Es gibt verschiedene Verschwiegenheitspflichten – und alle fordern die persönliche Ethik der damit Belasteten heraus: Zu wem soll man halten – zu den Klienten oder zur Gesellschaft? Zum Chef oder zu denjenigen, die durch ihn geschädigt werden (könnten)? (Dabei denke ich an Julian Assange oder Edward Snowden.) Zu den Nahestehenden, für die auch das Zeugnisentschlagungsrecht vor Gericht gilt oder zu den Gesetzen (wie unzulänglich oder veraltet die auch immer sein mögen)?

In der sogenannten „konventionellen“ Ethik folgt man einfach der Vorschrift – in der „postkonventionalen“ Ethik hingegen dem eigenen Gewissen, aber: Gewissen erfordert auch Gewissensprüfung, daher Seelenruhe und Kritik der eigenen Motive, vor allem aber auch Impulse.

Psychotherapeut*innen wie auch christliche Pfarrer*innen (von den „religiösen Experten“ – so der wissenschaftlich korrekte Sammelbegriff – anderer Konfessionen weiß ich es nicht so genau) sind durch Verschwiegenheitspflichten davor geschützt, zur Preisgabe von Geheimnissen ihrer Klient*innen gezwungen zu werden. Es würde Vertrauen zerstören – und die Möglichkeit, das  Verantwortungsgefühl der Person zu stärken. Auch unbedachte Äußerungen im Erregungszustand zählen zu dem, was geheim bleiben soll – denn wenn das Gespräch erfolgreich geführt wurde, ist die Person nachher nicht mehr die, die sie vorher war, sondern ein besserer Mensch (und die Helferperson hoffentlich auch, nämlich verständnisvoller).

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Donald Trump junior, so heute im Kurier zu lesen, habe Anhänger seines Vaters aufgerufen, 31 demokratische Angehörige mit Anrufen und Tweets zu bombardieren und habe dazu auf Twitter deren Kontaktdaten veröffentlicht, weil diese seinem Vater einst Unterstützung zugesagt aber dies nicht eingehalten hätten. (Kurier, 15.12., Seite 9:  „Trumps Sohn ruft zu ,Telefonterror‘ auf“.)

Mich erinnert dies daran, wie ich in der Zeit als ich Bezirksrätin der SPÖ in Wien Favoriten war und nächst dem Südtiroler Platz wohnte, von empörten Anrainern aus dem Nachbarbezirk Margareten mit wütenden Anrufen belästigt wurde, weil dort in der Gassergasse gerade das erste autonome alternative Kulturzentrum GaGa den Betrieb aufgenommen hatte. Die Entscheidung lag bei der Stadtverwaltung (Bürgermeister Leopold Gratz und Kulturstadträtin und Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner), subsidiär auch der Bezirksvertretung dieses – des 5. Wiener Gemeindebezirks – und nicht bei uns im 10. Bezirk. Aber mich kannte man halt als Sympathisantin sowohl von Autonomie in der Verwaltung, Alternativen in Problemlösungen und innovativen Kulturaktivitäten (sofern sie das Strafgesetz nicht verletzten), daher war ich eine geeignete „Sündenziege“ (= Sündenbock gegendert :-) ).

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Laut Wikipedia ist Chuzpe eine „Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit“ und stamme von dem hebräischen Wort mit den Bedeutungen „Frechheit, Anmaßung, Dreistigkeit, Unverschämtheit“. Meine Eltern – beide im 2. Wiener Gemeindebezirk, der sogenannten „Mazzes-Insel“, aufgewachsen, der so hieß weil hier vor dem Zweiten Weltkrieg der Großteil der jüdischen Bevölkerung lebte – außer man gehörte zu den Megareichen, dann residierte man in Ringstraßenpalais oder hochherrschaftlichen Villen in Hietzing und Döbling. Meine Mutter wohnte im „besseren“ Teil, in der Glockengasse, im Haushalt eines Baron von Ziffer-Teschenbruck, mein Vater hingegen im „minderen“ Teil am heutigen Max-Winter-Platz. Er war ihr Englisch-Nachhilfelehrer. Und er beherrschte bis zu seinem Lebensende 27 Sprachen – Deutsch war für den gebürtigen Tschechen die erste Fremdsprache, aber Hebräisch und Jiddisch waren auch dabei. (Während meines Theologiestudiums hätte ich ihn dringend gebraucht – die Prüfung in Bibelhebräisch habe ich erst beim zweiten Mal geschafft.)

Mit dem Begriff Chuzpe bin ich daher von klein auf vertraut. Chuzpe ist, wenn beispielsweise, Weiterlesen

Es wäre eine „Beziehungstat“ gewesen, sprach der Verteidiger des Mannes, der seine Lebensgefährtin mit sechs Messerstichen getötet hatte. (Salzburger Nachrichten, 14.12.2019, Seite 10.)

Vor vier Tagen war ich Teilnehmerin an einem „Runden Tisch“ (für die NÖ Bezirksblätter in gekürzter Fassung ab kommender Woche, und dann auch in originaler Langfassung online auf www.meinbezirk.at/3816210) mit der Niederösterreichischen Frauenlandesrätin Mag.a Christiane Teschl-Hofmeister und Brigadier Omar Haijawi-Pirchner, dem Leiter des NÖ Landeskriminalamts.

Dabei fiel auch der Begriff „Beziehungstat“ und ich sagte, Morde wären immer Beziehungstaten, denn zumindest im Augenblick jeder Tat bestünde ja eine Beziehung. Ich meine damit, dass sich die Aufmerksamkeit und Energie des Tatsubjekts auf das ausgewählte Objekt „bezieht“, auch wenn dies so spontan erfolgt wie etwa bei den zwei Morden bzw. vier Mordversuchen der sogenannten „Bestie von Sierning“ (der Name des 1993 Verstorbenen sei dem Vergessen anheim gestellt), der in den 1950er Jahren auf dem Fahrrad unbekannte Frauen überholte, mit einem Hammer niederschlug, vergewaltigte und tötete – „aus Hass auf alle Frauen“. Wie bei allen späteren Verbrechern wartete auch er auf eine (oder mehr) passende Gelegenheiten um seine Phantasiegebilde in die Tat umzusetzen.

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Und wieder liegt ein Baby im Koma, weil es geschüttelt wurde.

Als meine Söhne Babys waren und ich damals alles zu Kinderpflege und -erziehung verfügbare las, tauchte der Begriff „Schütteltrauma“ weder in Büchern noch in Zeitungsartikeln auf – im deutschsprachigen Raum. Dabei war das Erscheinungsbild bereits damals – in den frühen 1970er Jahren – von einem Neurochirurgen beschrieben worden. Aber erst etwa zwanzig Jahre später ist es durch die generell einsetzbare Computertomographie rasch nachweisbar geworden. Doch was hilft es durch unaufhörlich schreiende Babys überforderten Eltern, wenn sie weder über die Gefahren des Schüttelns informiert wurden – etwa persönlich beim ersten Kontakt mit Säuglingskrankenschwestern, in Elternschulen oder bei den Pflichtkontrollen bei Kinderärzt*innen – noch über die Methoden, wie man Kleinkinder (und Menschen überhaupt, sich selbst eingeschlossen) beruhigt.

Es liegt wohl daran, welche Erfahrungen man selbst als Kind wie als Beobachtende gemacht hat, wie man in solchen Stresssituationen handeln sollte. Ich beispielsweise habe meine Babysöhne fast permanent in den Armen bzw. im Tragetuch herumgetragen, auch wenn sie nicht weinten, und dabei viel Kritik von meiner gestrengen Mutter zu hören bekommen, ich würde die Buben zu sehr „verwöhnen“. Vermutlich lag dieses mein spontanes Verhalten darin begründet, dass ich immer (also lange vor meinen beruflich erforderlichen Eigentherapien) sehr bewusst große Sehnsucht danach hatte, in den Armen gehalten zu werden wenn ich unglücklich war – aber von nur ihr, nicht von irgendwem.

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Gut, dass Gewerkschaft und Ärztekammer auf die in einem „Forderungspapier der Wirtschaft“ angeregten Gesundheits-Überprüfungsrechte der Arbeitgeber (https://orf.at/stories/3147246/) sofort Bedenken geäußert haben. Denn wenn auch der dazu als Begründung angeführte Verdacht, es würde jemand „krank feiern“, gelegentlich zutreffen mag, so drängt sich doch die Erinnerung an die sogenannten „asozialen Frauen“ auf, die in der NS-Zeit vielfach im KZ gelandet sind, weil sie z. B. an einem heißen Sommertag lieber an die Alte Donau gegangen waren als „in die Arbeit“ (nachzulesen im Beitrag der Historikerin und Psychotherapeutin Gertrud Baumgartner in meinem Buch „Menschenjagd — Vom Recht auf Strafverfolgung“).

In der zitierten Meldung werden Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und sonstige Berufsunfähigkeit angeführt. Nun gibt es aber auch  Gesundheitsbeschädigungen, die durch Umstände am Arbeitsplatz hervorgerufen werden, und da meine ich nicht nur das neuerdings international als Krankheit anerkannte Burn-out durch Überforderungen (oder Bore-out durch Unterforderung) oder gezieltes Mobbing um – zwar korrekt agierende aber subjektiv störende – Arbeitskräfte (egal welcher Hierarchiestufe) los zu werden. Ich meine die Gesundheitsschäden, die durch toxische Interaktionen wie vom Arbeitgeber initiierte „Vorladungen zum Psychiater“ hervorgerufen werden.

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Zur Geisteshaltung des steirischen Vize-Landespolizeidirektors – sein Name sei der damnatio memoriae übergeben – ist nichts weiter zu sagen, das den Medien zugespielte Tonbandprotokoll spricht für sich. („Vizepolizeichef nach Drohung versetzt“, Kurier, 28.11.2019, S. 25)

Dazu aber ein Zitat des hoch angesehenen deutschen Psychiaters, Psychoanalytikers und Sozialphilosophen Horst-Eberhard Richter (1923–2011) aus seinem Bestseller „Lernziel Solidarität“, erschienen 1974, betreffend Machtkämpfe auf dem Rücken Untergeordneter (nämlich von Kollegen gleicher Hierarchiestufe, mit denen konkurriert wird):

„Und es ist nicht zu verkennen, dass solche ressentimenthaften Rivalitäten nicht nur unter zweitrangigen und unbedeutenden Köpfen vorkommen, sondern gar nicht selten auch zwischen sehr bekannten und erfolgreichen Persönlichkeiten. Man sollte meinen, dass besonderer Erfolg gegen ein Überwuchern von Ressentiments schützen müsse. Aber wenn Eitelkeit und Machthunger überdimensionale Proportionen annehmen, wird auch das Gerangel um Spitzenpositionen unter Umständen noch aufgeladen mit der Gefahr maximaler Kränkungen und entsprechend vehementer Rachewünsche. Keiner der hochgestellten Rivalen vermag es in solchen Fällen zu ertragen, dass auf den eigenen gottähnlichen Glanz vom Gegner her noch ein minimaler Schatten fällt. In solchen Fällen ist es also nicht etwa das objektive Quantum erlittener Zurücksetzungen, das die ,seelische Selbstvergiftung‘ bewirkt, sondern das megalomane Übermaß an Ansprüchlichkeit. Da gibt es die großen Auserwählten, die sich innerlich mit dem Nimbus ihrer Spitzenpositionen identifizieren und am Ende selbst die kleinste Zurücksetzung als unerträgliche Katastrophe phantasieren müssen.“ (S. 132, Hervorhebungen von mir.)

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