Diesmal traf es den belgischen Choreografen Jan Fabre: 18 Monate Haft auf Bewährung wegen sexueller Gewalt gegen Mitglieder seiner Tanzkompanie (Der Standard, 30.04. / 01.05.2022, Seite 34).

Vom Ex-Rektor des Salzburger Mozarteums und Expräsidenten der Musikhochschule München hat man dagegen schon lange nichts mehr gehört: Laut Salzburger Nachrichten vom 19.01.2022 (Regionalteil Seite 7) hätte der Musikprofessor seine Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten bereits im Jänner 2020 antreten sollen, sich aber mit Wohnortwechsel und Strafaufschubanträgen wegen gesundheitlicher Gründe immer wieder der Justiz entzogen … dabei stammte seine Erstverurteilung bereits aus 2017, die nächste aus 2018 … Nun aber lägen mehrere Sachverständigengutachten vor, die volle Haftfähigkeit bestätigen.

Es ist keine Kleinigkeit, wenn eine Sängerin – wie im SN-Bericht zitiert – bei der Bewerbung im Büro „aufs Sofa gestoßen und trotz Gegenwehr sexuelle Handlungen“ zugefügt bekommt. Oder wenn ein Uni-Professor Studentinnen ohne deren Zustimmung „geküsst und begrapscht“ sowie bedroht hat, „im Falle einer Beschwerde ihre Karriere zu ruinieren“ wie an der US-Elite-Universität Harvard, die sich „dafür entschieden hat, ,ihren Star-Professor‘ zu schützen“. (Salzburger Nachrichten, 10.02.2022, Seite 15.)

Leider gibt es das alles auch in Österreich – noch immer. So hatten mir etliche Opernsängerinnen ihr Leid geklagt – aber auch junge Männer in Musical-Ausbildung, oder bildende Künstlerinnen, denen die Galeriebesitzer in der Gewissheit ihrer Machtstellung zu nahe traten … alles „reife“ Männer, die von ihrer „Attraktivität“ überzeugt waren, und das Angebot von Arbeitsleistungen sehr breit und privat interpretierten.

Interview mit Rotraud A. Perner | 06-05-2022, Ö1

Was man dagegen machen könne, fragte mich eine ORF-Journalistin im Interview – nachzuhören am Freitag, 6. Mai, Ö1, 10.05 h (Wiederholung 7. Mai, Ö1, 00.05 h): https://oe1.orf.at/programm/20220506#678321/Musik-Markt-Medien.

Öffentliche Hearing samt Monitoring, sagte ich, denn: Gegen Gewalt hilft nur Öffentlichkeit.

Aber die müssten „selbstverwaltet“ organisiert sein. Denn wenn ich die Ankündigungen der noch 2022 endlich kommenden „Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch in Kunst, Kultur und Sport“ lese ( Kommt noch dieses Jahr: Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch in der Kultur | Kleine Zeitung) und die Ausschreibung des Aufgabenbereichs studiere (Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport – Geschäftsführung (m/w/d) | freietheater), sehe ich nur Bürokratie aber keine Prävention oder Intervention … und ich befürchte, dass auch die Wahl dieser Führungskraft nach „Gefälligkeit“ vollzogen werden wird – deswegen sollten auch hier öffentliche Hearings stattfinden – und die Entscheidenden sollten von echten (d. h. profund ausgebildeten und „im Feld“ nachweislich bewährten – nicht  nur selbsternannten) Fachleuten vorbereitet werden.