Einträge von Rotraud A. Perner

Diagnoxen

[…] Was aber gar nicht geht, ist, wenn ein Bundeskanzler bei einem seiner Mitbewerber vor laufender Kamera Verfolgungswahn „diagnostiziert“ (Österreich vom 9. 9. 2017, S. 6). Auch wenn „abgebrühte“ (!) Politiker solche sprachlichen Über- und Untergriffe gewohnt sein mögen […]

Schandfleck?

Mit „Sie hab’n a Haus baut“ hat sich Arik Brauer seinen ästhetischen Frust von der Seele gesungen. Sollen wir aktuell singen „Sie woll’n uns a Mauer herbauen“? Oder wäre das nur ein weiterer Beitrag zu dem mentalen Chaos, in dem „catch as catch can“ jeder jedem subtile Gewalt antut?

Testosteronbewältigung

Da schreibt Niki Glattauer – trotz achtenswerterweise Schriftstellerkarriere noch immer Lehrer und damit a priori Vorbild – im heutigen Sonntagskurier, wenn ein halbwüchsiger (Altersangabe fehlt, könnte aber ohnedies wie so oft herabgemindert angegeben worden sein) Syrer Frauen ans Geschlecht greife, hätte das nichts mit sexueller Gewalt zu tun. Und dann berichtet er von einem selbst erlebten Über-Griff aus seiner Jugendzeit, und dass seine Mutter sagte, nichts Ärgeres sollte ihm passieren im Leben. Beides ist Verharmlosung […]

„Schupferl“

Es sei ja nur ein „Schupferl“ gewesen, verharmlost der Leobner Vizebürgermeister Geiger (welcher Partei er angehört, lasse ich als unerheblich weg — das können Interessierte ja im Internet nachschauen) den Stoß, mit dem einer von drei Polizisten eine Frau zu Fall gebracht und die Verletzte anschließend liegen gelassen hat. Das war schon im Mai, stand zu lesen, und weil damals behauptet wurde, die Frau sei wegen ihrer Alkoholisierung gestürzt, wurde ihr Vorwurf der Tätlichkeit nicht weiter verfolgt (Der Standard, 23. 8., S.8).

„Anhänger“

Wer meinen „Brief gegen Gewalt“ Nr. 130 („Frauenverachtung“) vom 18. 8. liest, wird wohl erkennen, dass er aus dem Andenken an meine geliebte Großmutter entstanden ist – und aus meiner eigenen Betroffenheit, wenn mir irgendwelche abwertenden Phantasien „umgehängt“ wurden – und, wie aktuell, werden.

Kampfsprache

Da lese ich soeben auf orf.online: Titel: „ÖVP schießt sich auf nächsten SPÖ-Mitarbeiter ein“, und erfahre vage, dass es thematisch um einen Tweet aus dem Bundespräsidentschaftswahlkampf geht, der sich auf die Körperbehinderung von Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer bezog. Danach heißt es, „Kritik … kommt etwa von Barbara Krenn, welche die ÖVP-Liste in der Steiermark anführt. Auf Facebook schreibt die Gastronomin, die im Rollstuhl sitzt, ,Ich habe dieses Posting damals als völlig jenseitige Aussage und sehr verletzend empfunden. Dass solche Aussagen jetzt jemanden für Höheres qualifizieren, ist schwer zu verdauen.‘ “

Frauenverachtung

Bundeskanzler Kern (SPÖ) sprach heute in Imitation des seinerzeitigen Vizekanzlers Wilhelm Molterer (ÖVP) „Mir reichts!“

Mir reichts auch.
Ich will mich nicht mehr fremdschämen.

Für wie dumm hält mich meine Partei SPÖ – der ich am 1. September 1967 (da habe ich meine erste Anstellung angetreten d. h. eigenes Geld verdient) beigetreten bin (vorher 1955 VSM, 1962 VSStÖ) – dass ich nicht merke, wie die Führungsriege versucht, Menschen – insbesondere Frauen – abzuwerten?

Strafangemessenheit

Der Pädagoge, der seine Sexualität mit Schülerinnen ausleben mochte (vgl. „Brief“ 128), ist – nicht rechtskräftig – zu zwei Jahren unbedingter Haft (unter Anrechnung der Untersuchungshaft) verurteilt worden.

Viele, die das jetzt aus den Medien erfahren und auch die Erwägungen des Gerichts, einerseits das reumütige Geständnis und den bisherigen untadeligen Lebenswandel des Beschuldigten – aber ist Letzteres nicht eigentlich selbstverständlich, überhaupt für einen Pädagogen, also jemand der Kinder und Jugendliche aufs Leben vorbereiten soll – als strafmildernd zu berücksichtigen, andererseits hingegen die lange Dauer und die Vielzahl der Übergriffe (samt zumindest visueller Dokumentation) als erschwerend zu bewerten, mögen dieses Urteil als zu hart empfinden […]

Verbotene Liebe

Heute steht in Wr. Neustadt ein 35jähriger Lehrer wegen einer zwei Jahre dauernden sexuellen Beziehung mit einer zu Beginn 13jährigen Schülerin vor Gericht, lese ich soeben in orf.online. Man habe bei ihm sogar Nacktfotos und Videos gefunden, die das bewiesen […]

Schockzustände

„Erst nachdem sie geduscht hatte, entschloss sich die 24jährige die Polizei zu rufen“ lese ich im heutigen Kurier über deren Vergewaltigung auf der Rolltreppe der U-Bahn-Station Neubaugasse, „Als die Frau zur Polizei kam, stand sie noch unter Schock und war nicht vernehmungsfähig“. Das Wort „entschloss“ passt nicht – es müsste heißen: „war sie fähig“.

Als ich in den 1990er Jahren laufend Schulungen zum Thema „Wahrheitsfindung nach Vergewaltigung“ für die Sicherheitsakademie des Innenministeriums abhielt, war mir wichtig, deutlich zu machen, dass die Bewältigung schockierende Erlebnisse in Phasen abläuft, die allerdings individuell unterschiedlich lang dauern können.