Einträge von Rotraud A. Perner

Betrifft: Sex mit den eigenen Schülern

Schon wieder hat sich eine amerikanische Lehrerein mit einem minderjährigen Schüler eingelassen, lese ich im heutigen „Oe24 am Morgen“. Bei uns sind es eher die Lehrer, die sich an Schülerinnen heranmachen. Eher. Als ich noch in der von mir mitbegründeten Sexualberatungsstelle arbeitete, erlebte ich einmal eine ratsuchende Lehrerin, die sich in einen 11jährigen Schüler verliebt hatte und unbedingt eine dauerhafte Liebesbeziehung zu ihm aufbauen wollte. Sie war in ihrer Ehe einsam und – noch – nicht Herrin ihrer Phantasien. Aber das kann man lernen.

Sexuelle Beziehungen mit institutionell Abhängigen – Schüler und Schülerinnen, Patienten und Patientinnen in Krankenanstalten, Hafteinsitzenden etc. – sind verboten. Sie sind es deswegen, weil die Gefahr besteht, dass die „Mächtigen“ die weniger Mächtigen unter Druck setzen und sexuelle Dienstleistungen erpressen könnten. Oft kippt aber auch die „verhängnisvolle Affäre“ und die erwachsene Person wird erpresst – und/oder auch bloßgestellt, geht ja so leicht und unbedacht, in Zeiten von Facebook und Co.

Das ist ein Blickwinkel und ein Ziel.

Es gibt aber noch zwei wesentliche andere […]

Impulskontrolle 3

In der von mir sogenannten „3. sexuellen Revolution“ in den 1960er und 70er Jahren (siehe mein Buch „Sexuelle Reformation“, LIT Verlag, Berlin) wurden viele Verbote und Gebote verworfen, ohne alle innewohnenden Ziele auf Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Meist war das geheim Ziel, unterwürfige „brave“ Soldaten und unterwürfige „brave“ Hausfrauen und Mütter heranzuziehen. (Ziehen!) […]

Impulskontrolle 2

Zum inneren Feuer zählen auch sexuelle Erregungszustände, und auch bei ihnen fehlt Information, wie man aus Flammenwerfern wohlig wärmende Glut machen kann ohne nur Asche zu produzieren. Auch hier fehlen Vorbilder, denn in der Dramaturgie der darstellenden Künste gibt es meist nur die Klischees von Naiven, Sentimentalen, Verbitterten, Intriganten, Brutalen und – (meist einsam agierenden) Helden […]

Impulskontrolle 1

Kalifornien, Griechenland, sogar Schweden: Überall toben Waldbrände, und möglicherweise löst die optische Berichterstattung im Fernsehen bei manchen Menschen geistige Bilder aus, die Macht des Feuers in sich selbst zu spüren.

Feuer gibt es in vielerlei Gestalt: als Sonne lebensspendend wie auch versengend, als Kaminfeuer wohltuend wärmend wie auch verrußend oder gar vergiftend. Ähnliche Reaktionen gibt es auch beim „inneren Feuer“: Es kann motivierend oder inspirierend wirken – aber auch in Wahnsinn oder Kriminalität führen […]

„Les Miserables“ in Staatz – und anderswo …

Das letzte Mal war ich in Staatz glaub ich 1953 – am Schulwandertag in der 3. Klasse Volksschule mussten wir die Ruine erforschen. Und jetzt nach langer Zeit das erste Mal wieder – eingeladen zur Premiere des Musicals, und das erste Mal erlebt, was der Bühnenzauberer Werner Auer ersingt und alles noch dazu erarbeitet – und stolz gewesen im Bewusstsein, was sich in diesen 65 Jahren da entwickelt hat. Um Entwicklung geht es ja auch in dem Musical nach dem Roman von Victor Hugo, um einen Mann, der wegen des Brot-Diebstahls für ein hungerndes Kind als Strafgefangener verbittert nach Haftverlängerungen wegen Ausbruchsversuchen unentwegt auf „Sträfling“ definiert und abgelehnt wird. Von dem berühmten Soziologen Norbert Elias (1897–1990) stammt der Satz „Gib einer Gruppe einen schlimmen Namen und sie wird ihm folgen“. Genau das passiert Jean Valjean – er wird als Schwerverbrecher definiert […]

„Törichter alter Mann“

Unter diesem Titel hat Felix Baumgartner (49), laut Wikipedia von Beruf Schlosser und vom Bundesheer als militärisch ungeeignet entlassen, den Bundespräsidenten und Universitätsprofessor Dr. Alexander Van der Bellen (74) sowie den Präsidenten der Europäischen Kommission und studierten Juristen und Rechtsanwalt Jean-Claude Juncker (64) kritisiert. Nein – nicht sachlich. Beim Bundespräsidenten hat er einen intellektuell anspruchsvollen Scherz nicht als solchen erkannt, und beim Kommissionspräsidenten eine medizinische Notlage.

Wen also hat er mir der Überschrift gemeint? Beide? Niemand bestimmten?

„Kriegen“

Wenn in einer Familie der Vater immer die zwei größten Schnitzel bekommen – „gekriegt“ – hat und plötzlich „gerecht“ mit Frau und Kindern vier gleichgroße bekommen soll, ist nachvollziehbar, dass er sich wehrt. Dieser „Reflex“ ist aus den Tagen der Einführung des partnerschaftlichen Familienrechts und der Gewaltschutzgesetze für Frauen und Kinder bekannt – und tritt leider immer noch auf. Man(n) fühlt sich „benachteiligt“, wenn man(n) „wohlerworbene Rechte“ (oder auch Privilegien) aufgeben soll. Damals, in den 1970er Jahren wurden vor allem Argumente von größerer Arbeitsbelastung der Männer (statt korrekt: in manchen Berufsanforderungen) und Familienerhalterpflichten (die heute viele Frauen tragen, nicht nur Alleinerzieherinnen) vorgebracht […]

Soldatinnen

Spätestens seit den ideologischen Kämpfen um das Atomkraftwerk Zwentendorf ist in Österreich deutlich geworden, wie man die eigene Position durch Wissenschaftler verstärken kann: Man muss nur suchen, wessen Ansichten zu den eigenen passen und dann muss man diese Person medial als Experten „vermarkten“. Das geht umso leichter, je extremer deren Ansichten sind und sich skandalisieren lassen. Das gelingt am leichtesten, wenn man unterschwellig alte Ängste vor Benachteiligung und Ungerechtigkeit anspricht – und genau die sind es, die meist bereits unbewusst die Themenwahl bedingen. Was mit einem selbst nichts zu tun hat, interessiert einen nicht (besonders). Mir sagte einmal einer meiner psychotherapeutischen Ausbildner, niemand wähle einen Helferberuf, der nicht mindestens einen leidenden Elternteil hatte und unbewusst hoffe, dessen „Geheimnis“ zu verstehen, vielleicht auch zu beseitigen. Ich ergänze mit meiner heutigen Erfahrung aus über 40 Jahren Beratung und Therapie: nicht allein das Leiden einer wichtigen Bezugsperson, sondern vor allem auch eigenes […]

Kindertragödie Trennung

In der Supervision sagte einmal ein Sozialarbeiter, seine vorgesetzte Juristin sähe Menschen wie Aktenordner, die man einfach in Regalen unterbringe. Daran musste ich denken, als ich las, dass Donald Trump die Kinder illegal Eingewanderter von ihren Eltern trenne und kaserniere – quasi als Strafe für die Eltern.

Tiefenpsychologisch könnte man vermuten, dass er sich damit versichern wolle, dass auch sein Getrenntsein von seinem Sohn Barron bei diesem keine Schäden hervorrufen könne. (Über andere Schäden, die „über-mächtige“ Väter bei ihren Söhnen auslösen können, möchte ich ein anderes Mal Beispiele bringen.) […]

Verdrängung

Manche Leute können sich nicht vorstellen, dass jemand die Wahrheit sagt, wenn diese nicht in ihr Repertoire an Vorurteilen passt. In der Psychoanalyse nennt man es Projektion – eine Abwehrform – wenn eigene Denkweisen anderen unterstellt werden. Der Mechanismus spielt sich so ab: Man hört etwas (oder sieht etwas) und es drängt sich ein geistiges Bild auf (das meist aus Filmen oder gezielten „Erziehungsinhalten“ stammt), und das man für die Entschlüsselung hält. Davon profitieren Heiratsschwindler, männlich wie auch weiblich, die jemand Selbstunsicheren „große Liebe“ vorspielen – und von Dankbarkeits-Gefühlen überflutet setzt deren rationelles Denkvermögen aus […]