Halt! Gewalt!

Wolfgang Ambros sind in seinem Lied „A Mensch mecht i bleibn“:

„A Mensch mecht i bleibn, net als Leichn mecht i sterbn,
Wie es is zum Speibn, es is zum Kotzn und zum Rean
Waun ma siacht wos die Leit olles auffiahn füa des deppate Göd
Es is doch ganz wos andres des zöht!“

Was zählt, ist Menschlichkeit – und die besteht zumindest zu 25 % aus der Fähigkeit zu fühlen, vor allem aber auch mitzufühlen. (Die anderen 75 % entfallen – entsprechend der Bewusstseinsquadrinität von C. G. Jung – auf körperliches Empfinden, Unbewusstes wie z.B. Ahnungen oder Phantasien und zuletzt erst auf kognitives Denken, welches man allerdings „dressieren“ kann – denken wir nur ans Lernen des „Kleinen 1 x 1“.)

Kleine Kinder haben diese Fähigkeit noch – sie spüren viel und auch zu Recht, aber drücken es in ihrem geringen unbeholfenen Sprachschatz meist un- oder missverständlich aus. Das wird dann unter dem Fachbegriff „magisches Denken“ nicht ernst genommen. Es wäre die Aufgabe der Erziehungspersonen, mitzudenken und zu helfen, die passenden Worte zu finden – aber auch das muss man erst lernen, und: Dies braucht Zeit. Fühl-Zeit, Nachdenk-Zeit, Zuwendungs-Zeit. Vor allem aber die Zeit zur Selbstkontrolle: Gebe ich an andere weiter, was mir selbst angetan wurde? Spott und Hohn, Schläge und Prügel oder – Dauerschweigen.

Gewalttäter wissen es oft nicht besser, als die Gewalt weiterzugeben, die sie als „ganz normal“ erfahren haben – und sie merken daher ihr eigenes Aggressionspotenzial nicht sondern projizieren es auf „die anderen“, wer auch immer das ist. Wer an diesen „blinden Fleck“ ankommt – beispielsweise weil er, oder ganz arg: sie – sich wehrt, ist dann „schuld“, weil agressions-auslösend, und wenn es nur mit einem Wort oder einem Satz war.

Was es bräuchte, ist kognitives Denken und daher – Sprache! Die Fähigkeit zum Denken in Zeitkategorien – Zukunft aber auch Vergangenheit und vor allem Gegenwart! – wie auch in Sprache zu denken und sich auszudrücken, wurzelt im Großhirn, dem jüngsten Teil unserer Gehirnorganisation. Im ältesten Teil – dem Stammhirn – sind wir auf das Repertoire unserer tierischen Vorfahren beschränkt. Die einen Menschen haben Trainingsbedarf im Fühle-Denken, andere aber in der körperlichen Selbstverteidigung. Ich plädiere sei April 1986 (meiner letzten Rede als Kommunalpolitikerin) dafür, dies in den sogenannten Turnunterricht (heute „Bewegung und Sport“ – „Leibeserziehung“ finde ich richtiger weil umfassender!) aufzunehmen – vor allem für Mädchen.