Halt! Gewalt!

Ein Wiener Anthropologe hat eine Studie zur Körpersprache von Politikern gemacht um herauszufinden, welche Gesten beeindrucken. Er hätte allerdings nur erfahrene Körpertherapeuten oder Energetiker fragen müssen … aber vielleicht brauchte er nur eine Aufgabe für seine Studierenden, die müssen ja auch lernen, wie man solche Studien aufbaut.

Wir wissen nämlich aus unserer berufsspezifischen Erfahrung genau, welche Gefühle, Gedanken etc. welche Gestik auslösen – und auch, woran man merkt, dass sich jemand etwas hat antrainieren lassen und daher nicht authentisch ist. Aber dass viele Menschen danach gieren, mittels Körpersprache zu beeindrucken, stimmt – deswegen boomen ja auch Körperspracheseminare samt zugehöriger Literatur. Und das finde ich subtil gewaltig: Wenn man von jemand etwas will, sollte man es ihm oder ihr möglichst konkret sagen, damit die andere Person entscheiden kann, ob sie entgegen kommen will oder nicht (und das sollte sie auch wieder konkret sagen).

Das Problem dabei ist, dass die wenigsten Leute über eine gewaltverzichtende Sprache verfügen – und diese auch nicht lernen wollen. Sie würde ja sonst einen Mangel in ihrer Sozialkompetenz zugeben. Sie bestehen stattdessen darauf, dass „man“ – meist weiblich – doch merken müsse, was sie wollen bzw. nicht wollen. Das merkt man ja auch – aber findet es zu Recht anmaßend, den anderen „keines Wortes würdig“ zu halten. Das sind Fürstenallüren – die Ansprüche von Säuglingen.

Mit Bewegungen werden Energien verteilt.

Authentische Menschen tun das dann, wenn sie sich aus vollem Herzen für eine Sache einsetzen. Dazu gehören auch Politiker – meist männliche, Frauen trauen sich das oft nicht, weil sie wissen, dass sie dann oft verteufelt werden. Das passiert auch manchen Männern – dann, wenn der politische Gegner Kraft als Brutalität umdeutet (kennen wir aus Niederösterreich) oder Bedächtigkeit als Demenz (wie soeben im Bundespräsidentschaftswahlkampf).

Deswegen warne ich auch immer, sich an dem genialen Pantomimen Samy Molcho zu orientieren: Er verbreitet, wie er als Künstler menschliche Verhaltensweisen imitierend darstellen würde – die Realität sieht aber anders aus. Was jemand beabsichtigt, kann man nur über Einfühlung „wahr“ nehmen – alles andere ist Phantasie (wenn auch spannend und unterhaltsam).