Presseaussendung | Jänner 2010

Die heutige Aussendung steht ganz im Zeichen von

„Gewaltprävention im schulischen Bereich – Gesundheitsvorsorge und -förderung bei NÖ LehrerInnen“


Aktivitätshinweis

Die Lehrertankstelle NÖe geht in Betrieb!

Nachgefragt

Interview mit Landesrat Mag. Johann Heuras

3. Lehrgang an der Donauuniversität Krems

„PROvokativpädagogik“

Kommentar

Univ. Prof.i.R. Mag. Dr. Rotraud A. Perner zu Gewaltprävention

Buchtipp

„PROvokativpädagogik“

Hinweis-Tipp

Fachstelle  für  Gewaltprävention
www.gewaltpraevention-noe.at

Lehrertankstelle

Aktivitätshinweis

Lehrertankstelle
www.lehrertankstelle-noe.com

Die LehrerTankstelle-NOe ist ein interaktives Betragungstool konzipiert nach einer Idee von Prof. Dr. Rotraud A. Perner und der Initiative von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und Landesrat Mag. Johann Heuras zur Unterstützung von niederösterreichischen Pflichtschul-LehrerInnen!

Die LehrerTankstelle ist mehr als eine Homepage zum Informationstransfer!

Sie ist eine interaktive Beratungsplattform, an der SIE als NÖ-PflichtschullehrerIn aktiv teilnehmen können. Das ExpertInnenteam beantwortet IHRE persönlichen Anfragen innerhalb von 24 Stunden.

Das Ziel dieser Plattform ist, den NÖ PflichtschullehrerInnen persönliche, schnelle, unbürokratische und anonyme Unterstützung bei Ihren Anliegen im schulischen Bereich anzubieten.

Die ANONYMITÄT wird durch den besonderen Aufbau dieser Plattform gewährleistet.

Alle weiteren Informationen finden Sie direkt auf der Website.

Herausforderungen an LehrerInnen

Nachgefragt bei
Landesrat Mag. Johann Heuras

Herr Bildungslandesrat, was sind die besonderen Herausforderungen, die in der heutigen Zeit an LehrerInnen gestellt werden?

Haben die Pädagoginnen und Pädagogen früher viel mehr Zeit für den eigentlichen Unterricht, die Wissensvermittlung gehabt, hat   sich das heute zugunsten der Erziehung beträchtlich verschoben. An Lehrer und Lehrerinnen werden sehr hohe Anforderungen gestellt, die weit über den eigentlichen fachlichen Bereich hinausgehen. Ich denke dabei an die soziale Kompetenz, an die Fähigkeit, ein emotional stabiles Klassenklima aufbauen und erhalten zu können, Kinder mit verschiedenem Migrationshintergrund in den Klassenverband gut zu integrieren und möglichen Gewaltmomenten in der  Schule bereits präventiv begegnen zu können. LehrerInnen fühlen sich mit   diesen Anforderungen oft alleine gelassen und wünschen sich  mehr Weiterbildung und Unterstützung in den Bereichen soziale und emotionale Kompetenz. Gerade in diesem Bereich müssen ihnen vermehrt unter die Arme greifen.

Was erwarten Sie sich von der „Lehrertankstelle“, in deren Konzeption Sie von Beginn an mit eingebunden waren?

Mit der „Lehrertankstelle“ will ich erreichen, dass Lehrerinnen und Lehrer kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner erhalten, die sie im  Falle von Fragen oder Problemen schnell und unbürokratisch erreichen können. Diese AnsprechpartnerInnen sind ExpertInnen, die z.B. Handlungsalternativen anbieten und Probleme aus einem anderen Blickwinkel sehen, sodass häufig neue Ressourcen oder Lösungsvarianten gefunden werden können. Wichtig ist mir dabei vor allem, dass anfragenden LehrerInnen schnell geholfen wird, damit ein eventueller Leidensdruck rasch beendet wird. Dies ist im Sinne der psychosozialen Gesundheit der Lehrerin/des Lehrers und im Sinne des Klassenklimas.

Welche anderen Projekte zum Thema soziale Kompetenz laufen in Niederösterreichs Schulen?

Einen ganz großen Bereich stellen die Projekte der Gewaltprävention und   des Sozialen Lernens dar: Verhaltensvereinbarungen, Peer-Mediation, Workshops zu den Themen Mobbing, Grenzüberschreitungen, Kommunikation ohne Gewalt oder Gewaltpräventions-theater werden häufig  von  Klassen gebucht um das eigene Klassenklima zu verbessern und Probleme nachhaltig    zu lösen. Die Schulsozialarbeit stellt insbesondere bei den Landesberufsschulen einen wichtigen Bereich dar: allen Berufsschulen im Industrieviertel stehen  bereits SchulsozialarbeiterInnen zur Verfügung, heuer wird dieses Projekt noch   in den Berufsschulen im Mostviertel umgesetzt und im nächsten Schuljahr soll die Implementierung von Schulsozialarbeit in den Berufsschulen des Wald- und Weinviertels erfolgen; dafür stellt das Land NÖ jährlich 850.000 Euro bereit. Ein dritter Punkt ist die Fortbildung der LehrerInnen, wobei die Katholische Pädagogische Hochschule Baden und die Kirchliche Pädagogische Hochschule Krems Veranstaltungen im Bereich Soziale Kompetenzen und Gewaltprävention anbieten. Weiters wird auch die Fachstelle für Gewaltprävention im Frühjahr 2010 wieder Workshops zum Thema Gewaltprävention veranstalten.

PROvokativpädagogik

3. Lehrgang an der Donauuniversität Krems

Nach dem überaus erfolgreichen 1. Lehrgang, welcher nun schon mit den Masterarbeiten der StudentInnen endet und einem erfolgreich laufenden 2. Lehrggang, startet nun schon der 3. Lehrgang:

PROvokativpädagogik ist

  • ein von Rotraud A. Perner geprägter Neologismus, der auf Basis tiefenpsychologischen Wissens,
  • der Psychoanalytischen Sozialtherapie nach Harald Picker / Max Kompein / Klaus Rückert, des Dialogischen Prinzips (Martin Buber),
  • des Personzentrierten Ansatzes (Carl R. Rogers) und systemischer Sichtweisen (Bateson, Maturana, Watzlawick),
  • Techniken der Provokativen Therapie (Frank Farelly), mit
  • Paradoxen Interventionen (Johann Nestroy, Egon Friedell, Bernhard Ludwig)

verbindet und für den Unterricht nutzbar macht.

Ausgehend von Perners empirisch-hermeneutischen Erhebungen zum Stress von Lehrkräften (veröffentlicht unter „Mut zum Unterricht“, aaptos Verlag 2007) sowie ihren jahrelangen Erfahrungen aus ihren Lehrveranstaltungen „Didaktik der Gewaltprävention unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterdifferenz“ am Zentrum für die Schulpraktische Ausbildung/Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Wien zeigte sich deutlich der Mangel wie auch die Notwendigkeit einer „Technik“, in gewaltträchtigen Unterrichtsituationen „anders als erwartet“ zu reagieren – denn: „Verhaltensoriginelle Schüler/innen brauchen verhaltensoriginelle Lehrer/innen“ (R. A. Perner).

„Anders als erwartet“ bedeutet, darauf zu achten, nicht die wohlvertrauten Neurosignaturen spontaner Reaktionsweisen auszulösen, die meist von medialen oder häuslichen Vorbildern an Gewalt – physischer, psychischer, verbaler Gewalt sowie subtiler oder manifester Diskriminierung – stammen.

Durch gezielten Einsatz verbaler wie nonverbaler Veränderungen in den Reaktionsmustern sollen provokante Äußerungen von Schülerinnen und Schülern sowie auch Personen, die sozialpädagogisch betreut werden,

  • in humorvoller Weise
  • schnell
  • spontan
  • wertschätzend
  • deeskalierend

und damit für alle Beteiligten gesundheitsfördernd beantwortet werden können.

Neben der Entschlüsselung und Einübung der Struktur PROvokativer Interventionen wird vor allem der gesellschaftlichen Konstruktion von Außenseitern (Norbert Elias, Michel Foucault, Richard Sennett, Ivan Illich, Udo Rauchfleisch) sowie der Vorurteils-, Klischee- und Identitätsbildung breiter Raum gegeben.

Veranstalter: Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit dem Institut für Stressprophylaxe & Salutogenese ISS

Ort: Donau-Universität Krems

Start: 03. Juni 2010

Warum Lehrertankstelle? Warum PROvokativpädagogik?

Kommentar von
Univ. Prof.i.R. Mag. Dr. Rotraud A. Perner

Warum Lehrertankstelle – die salutogene Onlineberatung für NÖ PflichtschullehrerInnen?

Warum PROvokativpädagogik?

  • In den Studien des Institut für Stressprophylaxe & Salutogenese (ISS) – eines Kooperationsprojekts der NÖ Landesakademie – aus den Jahren 2007 und 2008 (dokumentiert in den Büchern „Mut zum Unterricht“ 2008 und „Feindbild Lehrer?“ 2009, bei aaptos Verlag / für den Buchhandel: Auslieferung Hain) kam deutlich heraus: waren es früher 2–3 „Störenfriede“ sind es heute oft 2/3 der Schülerschaft. Um dem zu begegnen, wurden zwei Projekte installiert:
  • Als Folge dieser Erkenntnisse entwickelten Landesschulratspräsident Hofrat Hermann Helm, Univ. Dr. Rotraud A. Perner und Dipl. Mediatorin Karin Eder im Auftrag von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll als oberstem Personalverantwortlichen des Landes bereits 2007 das Projekt der salutogenen online-Beratung für niederösterreichische PflichtschullehrerInnen mit dem Ziel, Lehrkäften umfassendes Coaching zu bieten.
  • Ebenfalls 2007 entwickelte Univ. Prof. Dr. Rotraud A. Perner im Rahmen ihrer Professur für Prävention und Gesundheitskommunikation an der Donau Universität Krems das Masterstudium PROvokativpädagogik (PP), das darauf hin zielt, Lehrkräften aber auch anderen Personen, die in schwierigen Situationen mit schwierigen (sozial inkompetenten bzw. behinderten) Menschen konstruktiv arbeiten müssen, eine wissenschaftlich fundierte Querschnittkompetenz von Psychoanalytischer Sozialtherapie nach H. PICKER, Provokativer Therapie nach F. FARRELLY, Gewaltpräventiver Sexualberatung nach R. A. PERNER, Mediation und Interkultureller Kommunikation, aufbereitet für Schulunterricht und Medienarbeit zu vermitteln.

PROvokativpädagogik — Das Konzept

Buchtipp

Rotraud A. Perner
PROvokativpädagogik – Das Konzept
Ein Skriptum

PROvokativpädagogik ist eine von Univ. Profin. Drin. Rotraud A. Perner im Rahmen ihrer Professur für Prävention an der Donau Universität Krems im Frühjahr 2007 entwickelte Methode für beziehungsorientiertes Unterrichten, Beraten, Betreuen, Fördern unter Verzicht auf Dominanzgesten und Machtspiele und Ersatz von Aggression durch Humor.

PROvokativpädagogik beantwortet sozial unangepasstes Verhalten mit Gelassenheit, anerkennendem Respekt für die darin enthaltene kreative Selbstbehauptung und ersetzt aggressives Dominanzstreben durch salutogenen Humor.

PROvokativpädagogik verzichtet bewusst auf  oppositionelle  Gegenaktionen  und baut stattdessen auf einen verständnisvollen Schulterschluss mit Zielblick   auf ein verbessertes Miteinander.

PROvokativpädagogik bezieht sich reaktiv aber optimistisch auf Klagen von Lehrkräften, Kinder und Jugendliche würden immer verhaltensauffälliger, sowie die gleichzeitige   Abwehrhaltung vieler    LehrerInnen, sie wollten keine psychologischen oder psychotherapeutischen Leistungen erbringen und daher derartige Zusatzausbildungen absolviren müssen. Nun sollten Testungen und Lernberatungen tatsächlich den dazu ausgebildeten SchulpsychologInnen vorbehalten bleiben, ebenso wie Heilbehandlungen psychischer Störungen, Verletzungen und Leidenszustände voll ausgebildeten und lizensierten PsychotherapeutInnen. Dennoch sind Lehrkräfte – wie auch alle anderen Angehörigen von „Elternersatzberufen” – herausgefordert, präventiv wirksam zu werden.

Das Skriptum erscheint Anfang Februar 2010 und wird zum Preis von 12,10 € ausschließlich über die Autorin erhältlich sein.

Fachstelle für Gewaltprävention in NÖ

Hinweis – Tipp

Fachstelle für Gewaltprävention in NÖ
www.gewaltpraevention-noe.at

Die Fachstelle für Gewaltprävention ist eine Drehscheibe für alle Organisationen, Institutionen, Vereine und Private, die mit Kindern und Jugendlichen Beratungen und Präventionsprojekte zum Thema Gewalt durchführen, Hilfestellung geben  und mit Betroffenen arbeiten.

Landesrat Mag. Johann Heuras:

„Mir ist es wichtig, das Thema „Gewalt“ als gesamtpolitische Aufgabe zu behandeln. Gewaltpräventive Arbeit muss in den Vordergrund rücken, denn die negativen Auswirkungen und Kosten, die für den Einzelnen und den Staat aus sozial destruktiver Konfliktverarbeitung entstehen, sind langfristig höher als der Einsatz und die Aufwendungen für präventive Maßnahmen. Primäre Präventionsmaßnahmen stehen im Interesse von Kindern und Jugendlichen an erster Stelle – aber auch sekundäre und tertiäre Präventionsarbeit wird in Niederösterreich durch viele  ExpertInnen  in Betreuungs- und Beratungseinrichtungen sowie in Schulen  durchgeführt. So kann jeder und jede in Niederösterreich effiziente Hilfestellung bekommen, wenn sie benötigt wird.“