Erstmals tauchte dieser Begriff in George Orwells Kultroman „1984“ (geschrieben 1946–1948, erschienen 1949) auf: Das ist eine kunstvoll die Wahrnehmung und Bewertung vernebelnde  Sprache. „Zufällige Ähnlichkeiten“ mit der Propagandasprache totalitärer Regimes waren wohlbedacht beabsichtigt – sie sollten die Leserschaft auf diese subtile Form von Gehirnwäsche aufmerksam machen.

Heute – in Zeiten der Verbreitung postfaktischer Informationen – erinnern sich viele wieder an Orwells Horrorvision, wie er sie in seiner Lebzeit (1903–1950) im Dritten Reich wie auch im Sozialismus / Stalinismus beobachtet hatte, war sie doch wiedergekehrt in der Verschleierungssprache verantwortungsscheuer Politiker.

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Derzeit stehen neun orientalische Männer vor Gericht, denen vorgeworfen wird,  eine volltrunkene 28jährige deutsche Lehrerin zwei Stunden lang in Serie vergewaltigt zu haben. Wie fast immer bei solchen Strafprozessen behaupten die vermutlichen Täter, die inkriminierten Handlungen wären von der Frau initiiert und daher freiwillig zustande gekommen. Auf diese Schutzbehauptungen möchte ich hier nicht tiefer eingehen – sie enttarnen sich von selbst als „Schuldvertauschungsagieren“, wie es der Volksmund zynisch mit „Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuld“ bezeichnet. Mit einer schweren Alkoholvergiftung von mehr als zwei Promille ist jemand im Normalfall bereits akut lebensgefährdet und braucht dringend ärztliche Hilfe, daher stellt sich für alle, die eine Person in diesem, also einem Zustand der Wehrlosigkeit wahrnehmen, allein die Aufforderung Hilfe zu leisten.

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Wieder hat eine Mutter ihr Kind getötet und vermutlich werden wieder viele fragen, wie so etwas geschehen kann – ob da eine psychische Krankheit vorliegt oder eine Verzweiflungstat, möglicherweise in Zusammenhang mit einer Trennung vom Partner.

Ich beschränke mich auf die Einschätzung: Psychische Ausnahmesituation – denn vermutlich werden sich die auslösenden Faktoren nur bruchstückshaft (wenn überhaupt) eruieren lassen. Was sich aber sagen lässt, ist: Vielen Menschen geht in hohen Erregungssituationen die Selbstwahrnehmung verloren – sie merken nicht, dass sie dabei sind, ihre „Fassung zu verlieren“. Das ist etwas anderes als der Zustand, die eigene Erregung „gefasst“ wahrzunehmen und die daraus folgenden Handlungsimpulse, und sich dann eventuell blitzartig zu „entscheiden“, dem Impuls nachzugeben.

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Wolfgang Ambros sind in seinem Lied „A Mensch mecht i bleibn“:

„A Mensch mecht i bleibn, net als Leichn mecht i sterbn,
Wie es is zum Speibn, es is zum Kotzn und zum Rean
Waun ma siacht wos die Leit olles auffiahn füa des deppate Göd
Es is doch ganz wos andres des zöht!“

Was zählt, ist Menschlichkeit – und die besteht zumindest zu 25 % aus der Fähigkeit zu fühlen, vor allem aber auch mitzufühlen. (Die anderen 75 % entfallen – entsprechend der Bewusstseinsquadrinität von C. G. Jung – auf körperliches Empfinden, Unbewusstes wie z.B. Ahnungen oder Phantasien und zuletzt erst auf kognitives Denken, welches man allerdings „dressieren“ kann – denken wir nur ans Lernen des „Kleinen 1 x 1“.)

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Papst Franziskus bittet um Verzeihung für die Verbrechen pädophiler Priester im Zusammenhang mit dem Buch „Ich verzeihe Ihnen, Vater“ des Schweizer Ex-Priesters Daniel Pittet, für das er ein Vorwort verfasste.

In diesem Satz kommt viermal die Silbe „ver“ vor.

Laut Wiktionary markiert diese Vorsilbe das betreffende Wort als negativ oder schwierig oder sie beschreibt ein Fehlverhalten (da ist wieder „ver“ enthalten!) oder eine Veränderung (noch einmal!) bis hin zur Zerstörung (und anderes mehr). Jedenfalls lohnt es, zwischen dem blanken Wort und der Neubildung mit „ver“ sinnentschlüsselnd zu differenzieren – denken wir nur an sprechen und versprechen, trauen und vertrauen, lieben und verlieben usw.

Und jetzt das Wort verzeihen.

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Es gibt Wissenschaftler, die Begriffe wie Entfremdung, Heteronomie (Fremdherrschaft) oder Gewalt als Empfindung mangelnder Übereinstimmung mit dem eigenen Ich bezeichnen, zitiert der Wiener Philosoph Robert Pfaller z. B. Richard Sennett. Ich sehe darin eine Äußerung dessen, was Irenäus Eibl-Eibesfeldt als „Dogmatismus-Quotient“ nennt (ausführlicher von mir erklärt in meinem Text „Die Palmström-Doktrin“ auf meinem Blog www.taofrau.at): Akzeptiert wird nur, was zum eigenen Wahrheitsanspruch passt.

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Heute wurde ich niedergeschlagen.

Nein – nicht auf der Straße vom „großen Unbekannten“, sondern von einem jungen ORF-Redakteur im Festsaal der Wirtschaftskammer Burgenland.

Was war geschehen?

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Frei nach Marx und Engels könnte man formulieren: „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Radikalisierung.“

Das Wort Gespenst leitet sich von dem althochdeutschen „spanan“ – reizen bzw. anspannen – ab. Entkleidet man den Begriff seiner bildlichen Vorstellung, so zeigt er sich als Auslösereiz für Furcht oder Angst oder umgekehrt für Neugier und Entdeckerlust.

Ähnlich ergeht es den meisten mit dem „Gespenst“ Radikalisierung: Die einen wählen aus Angst „Ranghohe als Fluchtziel“ (Irenäus Eibl-Eibesfeldt) – beispielsweise machtdröhnende Politiker – die anderen meinen, die generelle Analyse der Entstehungsgeschichte reiche, Schlüsse und Handlungen daraus sollten wiederum andere – Politiker – ziehen. Sinnvoll ist aber vor allem, individuelle Genealogien „in Beziehung“, d. h. im Dialog, auf Gemeinsamkeiten zu vergleichen und Präventivstrategien zu entwickeln. Das ist die zeitaufwändigste Methode. Sie hat aber den Vorteil, dass damit Vorbildverhalten für den Alltag entwickelt und für viele „Nachbarbetroffene“ nachvollziehbar gemacht werden kann.

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Innenminister Sobotka, so lese ich heute in orf online, will das Versammlungs- bzw. Demonstrationsrecht einschränken oder gar verbieten, wenn „Geschäftsinteressen“ bedroht sind. Das zeigt ein Dilemma auf: Welches Gut ist das höherwertige? Das Recht, als demokratische Bürger die Wichtigkeit einer Ansicht oder Forderung durch die Vielzahl der Unterstützenden zu beweisen – oder das Profitinteresse Einzelner, kundgemacht durch deren Interessenvertretungen, die meist noch über Repräsentanten in den gesetzgebenden Körperschaften verfügen?

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